1. Land und Volk der allen Deutschen.
Es war etwa dreihundertunddreißig Jahre vor unsers Hei¬
landes Geburt, als ein gelehrter griechischer Kaufmann Namens
Pytheas aus seiner Vaterstadt Massilia, die fetzt Marseille
heißt und in Südsrankreich an der Mündung der Rhone liegt,
mit etlichen Schiffen fortfuhr, um eine kühne Seefahrt zur
Erforschung des unbekannten Nordens von Europa zu unter¬
nehmen. Er segelte um die spanische Halbinsel herum und
Weiler die Küste von Frankreich entlang und kam bis über
England und Schotrland hinaus. Erst die Schrecken des Eis¬
meers zwangen den kühnen Mann zur Umkehr. Da fuhr er
südwärts in die Nordsee, bis er an den westlichen Strand des
heutigen Schleswig-Holstein gelangte, und er fand hier ein
halbwildes Volk von riesigem Körperbau, mit blonden Haaren
und blauen Augen. das nannte sich die Teutonen. Vor der
Küste lagen zahlreiche Inseln, die seitdem zum größten Teil
die See verschlungen hat; von den ärmlichen Bewohnern dieser
Eilande kauften die Teutonen den schönen gelben Bernstein,
den kostbaren Auswurf des Meeres. Reich an Erfahrungen
und Gewinn kehrte Pytheas von seiner abenteuerlichen Reise
heim und schrieb einen Bericht über all das Wunderbare, das
er im unbekannten Ocean und im schaurigen Norden gesehen
und erlebt hatte. Aber die Leute glaubten ihm nicht recht, ja
sie lachten ihn aus oder schalten ihn; denn sie hielten ihn für
einen Aufschneider und sagten, seine Erzählungen seien Wind¬
beuteleien. So kümmerte sich denn auch niemand um jene
Teutonen. Aber nach mehr als zweihundert Jahren erkannte
man, daß Pytheas doch nicht lauter Lügen berichtet hatte;
Klee, Die alten Deutschen. p