160 Kap. 24. § 118. Friedrich I. Arnold v. Brescia. Kaiserkrönung.
Chieri und Tortona ein abschreckendes Beispiel aufstellen zu müssen.
Darauf führten ihn die Pavesen im Triumph in ihre Stadt, wo er
aus den Händen ihres Bischofs die lombardische Krone erhielt. Hier¬
auf zog er ohne weitern Aufenthalt über die Apenninen gegen Rom, um
sich die Kaiserkrone zu holen, die ihm aber Hadrian IV nur gegen Aus¬
lieferung Arnold's von Brescia zusagte (151).
Arnold hatte nämlich bei seinem Streben, Rom in eine Republik zu verwandeln,
den Papst zwingen wollen, auf seine weltliche Herrschaft zu verzichten; dieser floh nach
Unteritalien und belegte von dort aus Rom mit dem Jnterdict und Arnold mit dem
Bann. Dadurch bekamen die päpstlich Gesinnten in Rom den Mut, Arnold zu ver¬
jagen, so daß Hadrian wieder nach Rom zurückkehren konnte. Arnold wurde zwar
von einem Cardinal gefangen, aber von einigen italienischen Grafen befreit.
Weil nun der Kaiser denselben auch deshalb als einen Rebellen ansah, weil Arnold
die Römer aufgefordert hatte, sich selbst ihren eigenen Kaiser zu wählen, so bewirkte
er die Auslieferung desselben an die Cardinäle, die ihn im Angesichte Roms noch vor
Tagesanbruch auf einem Scheiterhaufen verbrennen ließen.
Nachdem Friedrich dem Papste Sicherheit zugeschworen hatte, begab
sich Hadrian mit den Cardinälen in das königliche Lager, und Friedrich
ging ihm entgegen. Weil er aber dem Papste bei dessen Absteigen nicht
dem alten Herkommen gemäß den Steigbügel hielt, so verweigerte ihm
der Papst den Friedenskuß und verließ das königliche Lager. Da aber
Friedrich auf Bitten der Fürsten, welche eine Spaltung des Reichs und
der Kirche besorgten, den Papst zurückrufen ließ und ihm durch jene Förm¬
lichkeit die herkömmliche Ehre erwies, so erfolgte zu Rom den 18. Juni
1155 die feierliche Kaiserkrönung.
Sie war aber noch mit andern Schwierigkeiten verbunden. Die repu¬
blikanisch gesinnten Römer hatten nämlich vor des Kaisers Einzug in ihre
Stadt demselben die Bedingung gestellt, daß er ihnen 5000 Pfund Sil¬
bers zahlen solle. Wegen dieser Anmaßung ließ Friedrich in der Nacht
durch tausend Deutsche die Peterskirche, die Burg und die Tiberbrücke be¬
setzen, so daß das Volk vom rechten Tiberufer ausgeschlossen blieb. Dann
hielt er mit seinen Fürsten und dem Papste seinen Einzug. Gleich nach
der Krönung jedoch machten die Römer einen Angriff auf das deutsche
Lager vor der Stadt, wurden aber in einem blutigen Gefechte, vorzüglich
durch die Tapferkeit Heinrich's des Löwen, zurückgeschlagen. Da sprach
Friedrich: „Das Verlangen der Römer ist erfüllt, und auf deutsche Weise
haben wir das Kaisertum erkauft".
Heinrich der Löwe, der sich bereits durch seine Kämpfe mit den Slaven den Ruhm
größter Tapferkeit erworben, aber auch durch seinen leicht in Zorn überwallenden, un¬
ruhig emporstrebenden Charakter bei seinen norddeutschen Nachbarn gefürchtet gemacht
hatte, war als mächtigster Vasall dem Kaiser auf diesem Römerzuge die stärkste Stütze.
Eben bei jenem tückischen Angriffe der Römer war er es, der, als Friedrich im Ge¬
tümmel des Kampfes vom Pferd stürzte, ihn gegen den Andrang der Feinde schützte
und diese hinter die Mauern der Stadt zurücktrieb. Als er, im Gesichte verwundet,
in das kaiserliche Zelt zurückkam, trocknete ihm der Kaiser das Blut ab und sagte
dankbar: „Heinrich, ich gedenk' dirs'!"
Darauf war Friedrich im Begriff sich gegen die Normannen in Nea¬
pel zu wenden; aber sein durch Krankheiten geschwächtes Heer nötigte ihn
zur Rückkehr nach Deutschland. Zwar suchten ihm dieselbe die Veroneser
im Einverständnis mit den Mailändern durch eine Hinterlist beim Heber-
gang über die Etsch, und als ihnen diese mislang, durch einen Hinter¬
halt bei der Veroneser Clause unmöglich zu machen; aber die auf-