Kap. 24. § 123. Kaiser Philipp von Schwaben und Otto IV. 171
Helm Lauenburg und Lüneburg, Otto Haldensleben bekommen sollte. Der erstere
erhielt nach dem Tode des rheinischen Pfalzgrafen Konrad, mit dessen Tochter Agnes
Heinrich verheiratet war, die ihm für diesen Fall zugesagte Pfalz.
123. Heinrich's VI Bruder, Philipp, suchte anfangs als Vormund
seines Neffen Friedrich den Thron für denselben zu erhalten; weil aber
dieser noch ein Kind war und in Deutschland vorzüglich die den Hohen¬
staufen abgeneigte päpstliche Partei, an deren Spitze die Erzbischöfe von
Köln und Trier standen, das Wahlgeschäft in der Hand hatte und den
Wahltag anberaumte, so trat eine zwiespältige Königswahl ein. Von
der ghibellinischen Partei, zu welcher die Herzoge von Baiern und Sachsen
gehörten, wurde Philipp von Schwaben, von der welfischen Partei 1198
Verthold von Zähringen, und als dieser seine Ansprüche für 11,000
Mark Silbers an Philipp abtrat, Otto -er Vierte, Heinrich's des
Löwen jüngster Sohn, gewählt.
Philipp, ein sanftmütiger Mann, dessen Gemahlin, Irene, die
Tochter des griechischen Kaisers Isaak II war, hatte die Erzbischöfe von
Bremen, Magdeburg und Trier, die Herzoge von Sachsen, Baiern,
Zähringen, Lothringen, Oesterreich, Kärnthen und Böhmen, die
Markgrafen von Meißen, Brandenburg, Mähren, die Pfalzgrafen von
Wittelsbach, Türingen, Burgund und vom Ausland Frankreich auf seiner
Seite. Otto, zwar tapfer und stark, aber stolz und wenig einsichtlich,
stützte sich, da die welfische Partei in Deutschland (zu der nur Köln,
Brabant und einige niederländische Große gehörten) schwach war, auf
England (von wo aus ihn sein Oheim Richard Löwenherz mit großen
Geldsummen unterstützte), auf Dänemark und auf den Papst Jnno-
cenz III, dem alles daran lag, den Hohenstaufen ein Gegengewicht zu
geben. Als der Papst den Bann über Philipp aussprach, fielen zwar
die meisten Bischöfe, auch Türingen und Böhmen und viele Städte von
Philipp ab; doch die übrigen Fürsten blieben ihm treu.
Auf diese Weise entzündete sich ein heftiger Krieg zwischen beiden Par¬
teien, welcher fast 12 Jahre hindurch die Lande am Niederrhein, in Tü¬
ringen, Franken und an der Elbe verwüstete.
Anfangs war Otto im Glück; als aber der Landgraf von Türingen
wieder zu Philipp übertrat, und Otto's Bruder, der Pfalzgraf Heinrich,
ja selbst der Kölner Erzbischof (nach der Eroberung von Köln, dem
Hauptstützpunkt Otto's) die Hemd zur Aussöhnung boten, endlich auch
Böhmen sich wieder für ihn erklärte, so bekam Philipp die Ober¬
hand, so daß er, um von seiner ersten Wahl den Vorwurf der Unrecht¬
mäßigkeit zu entfernen, sich noch einmal wählen und nun vom Erz¬
bischof von Köln krönen ließ. Weil seine Friedensliebe, mit der er
seinem Gegner mehrmals eine gütliche Ausgleichung anbot und zuletzt
auch einen einjährigen Waffenstillstand gewährte, dem Papste eine bessere
Sicherheit für die Kirche zu bieten schien, so nahm Jnnocenz den über
ihn ausgesprochenen Bann zurück und war schon im Begriff, ihm die
Anerkennung zu erteilen, als i. I. 1208 Philipp von Schwaben von
dem jähzornigen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach (einem Seitenver¬
wandten des bairischen Herzogshauses) auf der Altenburg bei Bamberg über¬
fallen und ermordet wurde.
Der Untat lag Privatrache zu Grunde. Philipp (erzählte man) habe dem