260 Kap. 31. § 175. Die Kreiseinteilung des deutschen Reichs.
3. Der schwäbische Kreis. Den Kern desselben bildete das Herzog¬
tum Württemberg. (Graf Eberhard im Bart aus dem Hause Württem¬
berg-Teck, erhielt unter Maximilian I die Herzogwürde. Sein Großvater
Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart, hatte die damalige Graf¬
schaft Württemberg durch die Gebiete Tübingen und Teck bedeutend ver¬
größert.) Zum schwäbischen Kreise gehörte ferner die Grafschaft Hohen-
zollern (zwischen Donau und Neckar)/ aus welcher die Burggrafen von
Nürnberg und die Beherrscher Brandenburgs hervorgingen, sowie die Mark¬
grafschaft Baden, die von den Grafen von Zähringen beherrscht wurde;
außerdem die Bistümer Augsburg und Constanz, sowie die Reichsstädte
Ulm, Augsburg, Reutlingen u. a. Ganz besonders zahlreich war die
Reichsritterschaft dieses Kreises, so daß im ganzen 93 weltliche und geist¬
liche Städte den schwäbischen Kreis bildeten.
4. Der fränkische Kreis mit den (hohenzollernschen) Fürstentümern
Ansbach und Baireuth, den Bistümern Bamberg, Würzburg, Eichstädt
und fünf Reichsstädten (darunter Nürnberg). Glieder aus einem Seiten¬
zweig des hohenzollernschen Stammes erscheinen im 13. Jahrh, als Burg¬
grafen von Nürnberg, in welcher Eigenschaft sie über verschiedene, in der
Umgegend von Nürnberg gelegene Hausgüter der Staufen als kaiserliche
Beamte gesetzt waren. Aus diesem Seitenzweig stammen die Zollernschen
Fürsten von Ansbach-Baireuth und (seit 1417) von Brandenburg (Preußen).
5. Der oberrheinische Kreis umfaßte die Rheinpfalz, das Herzogtum
Lothringen, die Landgrafschaft Hessen (mit Darmstadt, Kassel und Fulda),
die Bistümer Metz, Toul, Verdun, Basel, Straßburg, Speier, Worms, die
Abtei Fulda nebst vielen kleinen geistlichen Stiftern, ferner die Reichsstädte
Speier, Worms, Frankfurt a. M.
6. Der kurrheinische Kreis mit Kur-Pfalz, Kur-Mainz, Kur-Trier,
Kur-Köln und den Grafschaften Isenburg und Nassau. Ein Seitenzweig
der Grafen von Nassau bildete die Nassau-Oranische Linie, aus welcher der
Begründer der niederländischen Freiheit, der berühmte Wilhelm von Drä¬
niert stammte.
7. Der burgundische Kreis umfaßte das Herzogtum Lützelburg
(Luxemburg) mit Limburg, dessen Beherrscher als Könige von Böhmen und
Kaiser von Deutschland zu großer Macht gelangten (seit Heinrich VII
1308—1318), das Herzogtum Brabant (mit Brüssel, Löwen und Ant¬
werpen), die Grafschaften Namür, Hennegau und Artois, die Grafschaft
Flandern (mit Brügge, Gent und Apern). Ferner gehörte zum bur-
gundischen Kreis das Herzogtum Geldern, die Grafschaft Holland mit
Seeland, das Bistum Utrecht. Alle diese Länder hatten früher zu dem
reichen'und mächtigen Herzogtum Burgund gehört (f. 171), jetzt bildeten
sie die sogen, österreichisch-spanischen Niederlande.
8. Der niederrheinisch-westfälische Kreis mit den im I. 1511
zu einem Herzogtum vereinigten Ländern Jülich, Cleve, Berg, Mark
und Ravensberg (s. 226), ferner mit den Grafschaften Ostfriesland uud
Oldenburg, den Herrschaften Mors, Lippe und Waldeck und vielen anderen
kleineren gräflichen Herrschaften, mit den Reichsstädten Aachen, Köln und
Dortmund, endlich mit den Bistümern Lüttich, Münster, Osnabrück, Pader¬
born, Minden und der Abtei Corvey und anderen kleineren geistlichen Stiftern.