Kap. 36. § 221. Karls V vergeb!. SSelager. v. Metz. Markgr. Albrechts Reichssriedensbr. 341
zugleich der beschämenden Verlegenheit, gegen Frankreich mit auszuziehen,
um ihm das Gebiet wieder abzuringen, das er so schmählich an dasselbe
hingegeben hatte.
Anstatt daß aber der Kaiser gleich in's Innere Frankreichs eingedrungen
wäre, um den unvorbereiteten König in die Enge zu treiben, hielt er sich
auf Albas Rat ungeachtet der späten Herbstzeit mit der Belagerung von
Weh auf. Er wußte hierzu sich auch die Hilfe des Markgrafen Al¬
brecht zu gewinnen, der allein sich dem Passauer Vertrage nicht hatte fügen
wollen, um auf eigene Faust mit 10,000 Mann einen Plünderungskrieg
in den rheinischen Bistümern führen zu können. Aber Krankheiten im
Heere nötigten den Kaiser (im Januar 1553) die Belagerung der von
dem Herzog Franz von Gnise geschickt verteidigten Stadt aufzuheben und
so das wichtige Metz für das Reich verloren zu geben. Dies war
die schlimme Folge einer Verbindung deutscher Fürsten mit einem Nach¬
bar, der stets nach Deutschlands Grenzländern seine raubsüchtigen Arme
ausstreckte.
Dieser hauptsächlich durch Albas strategisches Ungeschick verschuldete Unfall des kaiser¬
lichen Heeres gab zu dem deutschen Spottlied Anlaß:
„Die Metz und die Magd (Magdeburg)
Haben dem Kaiser den Tanz versagt."
Wie erst in unseren Tagen das Kleinod Lothringens dem deutschen Reiche wieder¬
gewonnen wurde, ist unten (320) erzählt.
Da auch in Ungarn nichts ausgerichtet wurde, in Italien die kaiser¬
lichen Waffen keinen Fortgang hatten, die türkisch-französische Flotte Nea¬
pel angriff und die italienischen Küsten plünderte, so geriet des Kaisers
Ansehen überall in Abnahme. Ja, als er es noch einmal versuchte,
die Kurfürsten für die Wahl feines Sohnes Philipp zum König von
Deutschland zu gewinnen, so schlossen katholische und protestantische
Fürsten zu Wimpfen ein förmliches Verteidigungsbündnis, falls der
Kaiser den spanischen Philipp dem deutschen Reiche aufdrängen wollte.
Inzwischen fuhr der wilde Markgraf Albrecht in feinem Raubkrieg
gegen die geistlichen Stifter, besonders in Franken, fort, um sich für die
dem Kaiser bei Metz geleisteten und nicht belohnten Dienste bezahlt zu machen.
Trotzend auf fein Verhältnis zum Kaiser, der ihn gewähren ließ, wies er
jeden Vorschlag vermittelnder Fürsten zu einem Vergleich zwischen ihm und
den fränkischen Bischöfen zurück, und als endlich die Vermittler erklärten,
daß sie mit^ seiner Sache nichts mehr zu thun haben wollten, brach er im
Unwillen wieder los, eroberte Bamberg, brandschatzte im Nürnbergischen
und Würzburgischen Schlösser, Städte und Klöster und nahm sogar die
Reichsstadt Schweinfurt in Besitz. Daher vereinigte sich Moritz mit dem
König Ferdinand und dem Herzog Heinrich von Braunschweig,
um den wilden Landfriedensbrecher zur Ordnung zu bringen.
Weil man nämlich wahrnahm, daß der Markgraf bei seinem Treiben von dem Kai¬
ser geschont wurde, Moritz aber in einer etwaigen Verbindung Albrechts mit dem Kaiser
eine persönliche Gefahr für sich erblickte, so nahm er seine frühern geheimen Unter¬
handlungen mit dem König von Frankreich wieder aus.
» Zu gleicher Zeit forderte Moritz Ferdinand aus, sich mit ihm gegen Albrecht zu
vereinigen; und Ferdinand, der von Albrechts zügellosem Treiben einen Umsturz der
mühsam erreichten Ordnung fürchtete und von Moritz' undeutschen Nebenansichten nichts
ahnte, unterstützte ihn mit Kriegsvolk; auch Herzog Heinrich von Braunschweig
trat aus gleich guter Absicht dem Bunde gegen Albrecht bei.