(JO Kap. 13. § 62. Chlodwig's Sieg und seine Taufe.
legen sie nach Tolbiacnm (Zülpich). In derselben trug Chlodwig einen
entscheidenden Sieg über die Alemannen davon, nachdem er im Gedränge
des heißen Kampfes gelobt hatte, Christ zu werden.
Nach dem Beginn der Schlacht neigte sich der Sieg auf die Seite der Alemannen:
da rief Chlodwig zum Gott seiner Gemahlin: „Hilf mir, Jesus Christus, den sie
Gottes Sohn nennen, denn meine Götter verlassen mich: wenn du mir in dieser Not
freistehst, will ich cm dich glauben!" Der Kampf erneuerte sich: der Alemannenherzog
fiel, sein Volk floh, und Chlodwig zog als Sieger durch die schönen alemannischen
Gaue am Mittelrhein und Main, welche nun Landeigentum des fränkischen Königs
wurden und nach der Flucht der meisten alemannischen Einwohner sich mit neuen
Ansiedlern füllten, die den Namen Oberfranken führten.
Nach beendigtem Feldzuge eilte Chlotilde in Begleitung des H. Remigius dem
siegreichen Gemahl bis in die Champagne entgegen, um ihn an die Erfüllung feines
Gelübdes zu erinnern. Erfreut grüßte Chlodwig feine Gemahlin mit den Worten:
„Chlodwig hat die Alemannen und du hast Chlodwig überwunden!" Chlotilde ent-
gegnete: „Dem Herrn der Heerscharen gebürt die Ehre des zweifachen Sieges!"
Bevor Chlodwig sein Gelübde löste, erforschte er klüglich erst die Ge¬
sinnung seiner Franken, uud als sie in einer Versammlung erklärten, daß
sie ihre sterblichen Götter verlassen und dem unsterblichen, von Remigius
gepredigten Gotte folgen wollten, welcher den Frauken so wunderbar den
Sieg verliehen habe, so zog Chlodwig noch in demselben Jahre (496)
am Weihnachtsfeste mit dreitausend seiner Edlen, alle mit weißen
Kleidern angetan, durch die festlich geschmückten Straßen von Rheims in
die Kathedrale und empfing mit seinem Gefolge von dem Bischof Remi¬
gius auf das athanasianische Bekenntnis die heilige Taufe.
Beim Eintreten in die hell erleuchtete, von Weihrauch duftende Kirche fragte er
den ihn führenden Bischof ganz treuherzig : „Mein Vater, ist dies das Reich, welches
Ihr mir versprochen habt?" — „Nein!" antwortete Remigius, „sondern nur der
Weg, der in dasselbe führt!" (Einen ähnlich lebhaften Eindruck aus seine noch sinn¬
lich kindische Vorstellung hatte die Leidensgeschichte Jesu gemacht, bei deren Anhörung
er, von kriegerischem Feuer ergriffen, ausrief: „Wär' ich doch mit meinen Franken
dabei gewesen, so wäre solche Schmach nicht ungerächt geblieben!") Als daraus das
Taufbecken mit Wasser gefüllt, der Balsam ausgegossen wurde und die wohlriechenden
Wachskerzen flammten, so daß die Franken „Luft des Paradieses" zu atmen ver¬
meinten, sprach der Bischof zu dem herantretenden Könige: „Beuge nun, stolzer Si-
gambrer, demütig deinen Nacken! Bete an, was du sonst verbrannt, und verbrenne,
was du sonst angebetet hast!" Darauf legte der König das Bekenntnis des Glaubens
an den bretctntgen Gott ab, ward getauft, mit dem heiligen Oele gesalbt und dem
Zeichen des Kreuzes gesegnet. Auch eine seiner Schwestern, Andofleda, die noch
eine Heidin war und in der Folge Theodorich d. Gr. heiratete, wurde mitgetauft.
Weil an den andern germanischen Königen der Arianismus seine Haupt¬
stütze hatte und selbst der griechische Kaiser Anastasius damals der aria-
nischen Lehre anhing, Chlodwig also der einzige rechtgläubige König
in der Christenheit war, so erhielt er den Beinamen „der Allerchrist¬
lichste", den nachher alle Nachfolger Chlodwig's auf fränkischem Throne
trugen.
Obgleich das Christentum auf sein wildes Gemüth keinen mildernden
Einfluß gewann, so war doch sein Eintritt in die altrechtgläubige Kirche für
die allmähliche Bekehrung der Franken uud ihre künftige Herrschaft in Gallien
von den wichtigsten Folgen, wie denn gleich nach seiner Taufe alle gallischen
Bischöfe und durch sie deren Untergebene größeres Vertrauen zu ihm faßten
und bald auch die freien Städte Amerikas ihn als ihren Oberherrn
anerkannten.