110 53. Gustav Adolf.
Zornig schwur Wallenstein: „Und wenn Stralsund mit Ketten an den
Himmel gebunden wäre, so sollte es herunter!" Aber er mußte doch
unverrichteter sache wieder abziehen. Im folgenden Jahre (1629)
schloß Wallen stein zu Lübeck mit dem Könige von Dänemark
frieden. Christian behielt seine Länder, wofür er dem Kampfe wider
den Kaiser entsagte.
5. SiCftdiiüßnsebift (1629). To hatte der Kaiser anss neue
alle seine Feinde zu Boden geworfen; er stand nun ans der Höhe seiner
Macht. Jetzt trat er mit dem sogenannten Restitutionsedikt
(Restitution — Wiederherstellung) hervor, kraft dessen alle seit dem
Passaner Vertrage eingezogenen Kirchengüter an die Katholiken heraus¬
gegeben werden sollten. Die evangelischen Fürsten hatten nämlich bei
Einführung der Reformation die in ihren Ländern gelegenen Klöster,
Stifter, Bistümer usw. aufgehoben und das fo erhaltene Gut für
protestantische Kirchen, Schulen und Universitäten, oft auch zur Füllung
ihrer eigenen Kassen verwandt. Nun sollte das alles hergestellt werden,
wie es gewesen war; die Klöster sollten sich wieder mit Mönchen füllen,
Erzbischöfe und Bischöfe ihre Sitze — z. B. in Magdeburg, Bremen,
Berden, Minden, Halberstadt — wieder einnehmen, auch das Recht
haben, ihre Untertanen mit Gewalt katholisch zu machen oder ans dem
Lande zu jagen. Dieses Edikt mußte, wenn es vollzogen wurde, der
Reformation den Todesstoß versetzen. Ein betäubender Schrecken
legte sich auf die Evangelischen; doch wagte man keinen Widerstand.
6. Absetzung Wallensteins (1630). Über eins waren die Katho¬
den nicht minder empört, als die Evangelischen, nämlich über die
Greueltaten und Erpressungen der Wallensteinschen Soldaten und die
Anmaßung Wallen st eins selbst. Außerdem hegten die Fürsten aber
auch die Besorgnis, daß die durch Wallenstein zu einer bedrohlichen
Höhe herangewachsene kaiserliche Macht ihre eigenen Rechte schmälern
könne. Darum bestürmten sie, Maximilian von Bayern an der Spitze,
den Kaiser mit Klagen gegen Wallenstein, und auf dem Reichstage
zu Regensburg (1630) forderten sie dringend seine Entlassung,
(schweren Herzens gab der Kaiser ihrem Drängen nach und setzte
Wallenstein ab. Er verließ sein Heer, das nun unter Tillys Ober¬
befehl kam, und ging nach seiner Herrschaft Friedland in Böhmen.
53. Gustav Ädolf.
1. Gustav Adolfs Landung (1630). Als die evangelische Sache
in Deutschland gänzlich verloren schien und die kaiserlichen Truppen
schwer auf der entsgesogenen Bevölkerung lasteten, erstand ihr plötzlich
vom Norden her ein Retter; das war Gustav Adolf, König
v ü it Schweden. Gustav war eine hohe, ehrsurchtgemetende Ge¬
stalt mit blondem Haar, blauen Augen, breiter Stirn und Adlernase,
ein kühner Kriegsmann, der verwegen wie ein nordischer Wikinger
in den Kamps stürmte, ein umsichtiger Feldherr und weitblickender