Full text: Deutsche Geschichte (Teil 3 = Klasse 3-1)

13. Heinrich IV. (1056—1106). 35 
Die Sachsen sahen in ihnen aber nur Zwingburgen, deren Besatzung 
zu ihrer Unterdrückung da sei. Der sächsische Adel grollte, weil er 
glaubte, Heinrich wolle ihr Herzogtum aufheben. Ferner machte 
Heinrich sich dadurch Feinde, daß er versuchte, das unter seinen Vor¬ 
gängern verschleuderte Krongnt wieder zu erlangen, und daß er von 
diesen Ländereien Abgaben und Dienste beanspruchte. Die Unzu¬ 
friedenheit der Sachsen wuchs von Tage zu Tage. Endlich griffen sie 
zur Selbsthilfe; unter Leitung eines Grafen zogen sie zu vielen 
Tausenden vor die Harzburg, belagerten diese und forderten von 
Heinrich, er solle die Burgen abbrechen. Heinrich entfloh durch den 
Harz nach dem Süden. Während aber die Bifchöfe und Fürsten 
dem Könige die Hilfe versagten, trat jetzt zum erstenmal das 
deutsche Bürgertum sür ihn ein; die Bürger von Worms, 
der größten und blühendsten Stadt am Rhein neben Köln, waren 
die ersten, die ihn jubelnd in ihre Mauern holten. Und wie hier, so 
regte es sich überall in den Städten. Dafür verschaffte Heinrich 
ihnen Zollbefreiungen an den königlichen Zoll-(Mant)stellen. In¬ 
zwischen hatten nun die Sachsen fürchterlich auf der Harzburg gehaust: 
sie hatteu nicht nur die Burg niedergerissen, sondern auch die Kirche, 
ja sogar die Gruft, in der Heinrichs kleiner Sohn begraben lag, zer¬ 
stört. Darüber waren alle deutschen Fürsten entrüstet; sie leisteten 
dem Könige Hilfe, und er besiegte die Sachsen in einer blutigen 
Schlacht bei Langensalza an der Unstrut (1075). Die Sachsen 
mußten sich unterwerfen, und die zerstörten Burgen wurden wieder 
aufgebaut. 
4. Heinrichs Kampf mit dem Papst Gregor VII. 
a) Ursache und Anfang des Kampfes. Der da¬ 
malige Papst hieß Gregor VII., vor seiner Erhebung Hilde- 
brand genannt. Er war ein sittenstrenger, willensstarker Mann 
und wollte die päpstliche Gewalt hoch über die kaiserliche erheben. Er 
verordnete, daß alle Priester im E ö l i b a t, das heißt in ehelosem 
Stande leben sollten. Sodann verbot er die Simonie, das heißt, 
geistliche Ämter sollten nicht für Geld vergeben werden. Ferner 
sollte kein Fürst mehr die Investitur ausüben, das heißt einen 
Bischof oder Abt durch Überreichung von Ring und Stab in sein Amt 
einsetzen dürfen. Diefes Verbot 'richtete sich besonders gegen den 
deutschen König, der nach dem Beispiele seiner Vorgänger die Bischöfe 
einführte; er war auch nicht willens, dieses Recht' aus der Haud zu 
geben, da ihm sonst die Hauptstütze seiner Macht, die treuen Bischöfe, 
verloren gegangen wäre. Als er daher fortfuhr die Investitur aus¬ 
zuüben und dafür die von jeher gezahlten Abgaben empfing, drohte 
ihm der Papst mit schweren Kirchenstrafen. Da berief Heinrich eine 
deutsche Synode nach Worms und erklärte den Papst für abgesetzt; 
der Brief, den er ihm nach Rom sandte, schloß mit den Worten: „Ich, 
Heinrich von Gottes Gnaden, mit allen Unsern Bischöfen, Wir jagen 
dir: Steige herab, steige herab!" Als Antwort darans sprach Gregor 
den Bann über ihn ans und entband seine Untertanen von dem Eide 
der Treue. 
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