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stimmen zu müssen geglaubt, daß überhaupt niemandem, der dem Christen¬
brauch oder einer Religion sich zuwendet, die er für die beste hält, das
verwehrt werde. — Es mag euch deshalb unser Wille fund sein, daß
unter gänzlichem Wegfall aller Bestimmungen, die früher in öffentlichen
Briefen hinsichtlich der Christen enthalten waren, und die wir weiterhin
für unselig und unserer Milde widersprechend erachten, nunmehr ein jeder,
welcher der christlichen Religion anhängen will, dies ohne Bedrängnis und
Belästigung tun mag. — lind ferner wollen wir hinsichtlich der Christen,
daß, wenn die Stätten, wo sie vordem sich zu versammeln pflegten, irgend¬
wie von unserer Staatskasse oder jemandem sonst käuflich erworben worden,
diese den Christen ganz unentgeltlich und ohne Arg und Täuschung zurück¬
gegeben werden; ebenso, wenn sie geschenkweise erworben sind. Und alles
soll durch eure [der Statthalter] Vermittlung alsbald und ohne Verzug
auszuliefern sein.
Diese unsere gnädige Verordnung soll überall veröffentlicht und zu
allgemeiner Kenntnis gebracht werden.
99. Taufe und Tod Konstantins d. Gr., 337 n. Chr.
Eusebius a. a. O. IV. Kap. 61 —67 (Molzberger S. 216 ff.).
Als der Kaiser sein Ende herannahen fühlte,') hielt er die Zeit
für gekommen, sich von den Sünden seines Lebens zu reinigen, in der
Ueberzeugung, daß alles, was er aus menschlicher Schwachheit gefehlt
habe, durch die Kraft ber geheimnisvollen Worte und im heilsamen Bade
der Wiedergeburt aus feiner Seele getilgt werde. In diesem Glauben
also warf er sich auf die Kniee nieder, flehte zu Gott, bekannte in der
Kirche seine Sünden und wurde daselbst zuerst der mit Gebet verbundenen
Handauflegung2) teilhaftig. Dann begab er sich nach der Vorstadt von
Nikomedien. Hier berief er die Bischöfe zu einer Versammlung und
richtete an dieselben etwa folgende Worte: „Es ist jetzt die Zeit da, daß
auch wir das Unsterblichkeit verleihende Siegel und die Bekräftigung des
Heiles empfangen. Einst gedachte ich dies in den Fluten des Jordans
zu tun — Gott jedoch, der alles zu unserem Besten lenkt, will nunmehr
hier uns diese Gnaden verleihen. Daher soll kein Zweifel mehr obwalten.
Denn wenn auch der Herr über Leben und Tod uns noch ein längeres
Leben auf Erden schenken sollte, so will ich doch jetzt schon meinem Leben
eine solche Richtung geben, wie sie Gottes würdig ist!"
Nach diesen Worten des Kaisers vollzogen die Bischöse unter
Beobachtung der vorgeschriebenen Gebräuche die heiligen Zeremonien und
spendeten ihm daraus die Geheimnisse. So also wurde Konstantin allein
von allen Kaisern seit Menschengedenken durch die Zeugnisse Christi wieder¬
geboren, vollendet [getauft] und mit dem göttlichen Siegel der Vollendung
geschmückt. 3)
1) In Helenopolis. — 2) Zum Katechurnenat.
3) Die Taufe vollzog der Bischof Eusebius selber.