34 Zweiter Zeitraum. Von der Bildung eines selbständigen deutschen Reiches bis 1056.
seitigt hatte, im ostfränkischen Reiche wieder auf, und die Herzöge er¬
langten bald wieder eine große Bedeutung. Da nämlich die Könige
seit der Teilung der fränkischen Monarchie häufig nicht im stände
waren, die Ordnung im Innern aufrecht zu erhalten und ihre Reiche
gegen die äußeren Feinde zu schützen, so mußten sich die einzelnen
Landschaften und Stämme selbst helfen. An ihre Spitze traten Männer
aus den edlen Geschlechtern, welche den Herzogstitel annahmen und
eine fast unabhängige Stellung der Krone gegenüber gewannen. Das
ostsränkische Reich zerfiel nach den ihm angehörenden Hauptstämmen in
fünf Herzogtümer: Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen (mit
Thüringen) und Lothringen.
Bei der Unmündigkeit des Königs und der Schwäche der Re¬
gierung konnte es an Fehden im Reiche nicht fehlen. Dazu kamen
die verheerenden Einfälle der Ungarn, welche anfangs nur die Grenz¬
gebiete, bald aber das ganze Reich heimsuchten. Als die Ungarn so¬
gar den ganzen bayerischen Heerbann (bei Augsburg) vernichtet hatten,
streiften sie völlig ungestraft bis nach Sachsen und nach Oberitalien.
Mit Ludwig dem Kinde starb der Stamm des karolingischen
Hauses in Ostfranken aus.
911-918 4. Konrad I. 911—918.
Nach Ludwigs Tode wählten die sächsischen und fränkischen Großen
den Herzog Konrad von Franken zum Könige. Konrad I. gedachte
das königliche Ansehen, das unter seinem Vorgänger so sehr gesunken
war, wieder herzustellen und geriet dabei notwendigerweise mit den
Herzogen in harte Kämpfe. Zwar vertrieb er Arnulf von Bayern
und zwang ihn zur Flucht zu den Ungarn, erlitt aber durch den
jungen Herzog Heinrich von Sachsen eine empfindliche Niederlage.
Ungehindert konnten daher die Ungarn das ganze Reich plündernd
durchziehen. Als Konrad aus einem Feldzuge gegen sie schwer ver¬
wundet heimgekehrt war und den Tod herannahen fühlte, bat
er seinen Bruder Eberhard, auf die Krone zu verzichten und seinen
Gegner Heinrich von Sachsen zum Könige zu wählen.
II.
Die sächsischen Könige und Kaiser 919 — 1024.
1. Heinrich I. 919 — 930.
Königswahl und Stellung zum Herzogtum. Konrads Rate
folgend, wählten die Franken und die Sachsen im Jahre 919 den
Sachsenherzog Heinrich zum Könige des oftfränkischen oder deutschen