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rine nCUe ^rjenbctfaffung ging. Es war damals Sitte, dass man die geistlichen
Stellen für Geld verkaufte. Wenn jemand Geld hatte, eine bischöfliche Stelle m
laufen, so t^at er dies häufig, nur um sich durch die Einkünfte der geistlichen
Stelle zu bereichern, ohne aber irgend etwas von geistlichen Dingen zu verstehen.
Man nannte diesen Misbrauch Simonie. Gregor schaffte ihn sogleich ab.
Dann fetzte er fest, dass die Geistlichen sich nicht verheiraten durften (Eölibat).
Da zeigte sich an vielen Orten Misfallen und Empörung. Aber der Papst blieb
streng ber fernem Willen, und fein Gesetz hat sich bis auf den heutigen Taa in
der katholischen Kirche erhalten. Ferner war es damals gebräuchlich, dass die
Fürsten unbesetzte oder erledigte geistliche Stellen in ihrem Lande wieder besetzten.
Sie überreichten dabei den Geistlichen Ring und Stab. Man nannte tiefe Hand¬
lung ^ nvestitur. Auch damit war Gregor nicht einverstanden; denn er wollte
die weltliche Macht von der päpstlichen gänzlich trennen. Er verbot daher diesen
Gebrauch, und da die Fürsten sich ihr Recht nicht nehmen lassen wollten, entstanden
zwischen ihnen und dem Papste arge Feindseligkeiten
§ 50. Gregor und Heinrich IV. von Deutschland. Zu den
Zeiten Gregors regierte m Deutschland der König Heinrich IV. Dieser- Fürst
hatte eine höchst unglückliche Erziehung gehabt und war so schwach, dass der Papst
sich alles gegen ihn erlauben sonnte. _ Er residierte in der Stadt Goslar am
Harz. schort in seiner Jugend war ihm ein Hass gegen die Sachsen eingeprägt
worden, und deshalb drückte er sie sehr, als er zur Regierung gekommen war.
Diese beschwerten sich bei dem Papste, infolge dessen Gregor den Äönig nach Rom
lud, dass er sich rechtfertigen solle wegen der Verbrechen, deren ihn die Sachsen
beschuldigten. Darüber aufgebracht, schrieb Heinrich dem Papste einen Brief voll
heftiger Schmähungen. Da sprach der Papst mit allen feinen Geistlichen über
thn den Bann aus. Die schon besiegten Sachsen empörten sich von neuem und
siichten bei den Schwaben Hilfe gegen Heinrich. Dem armen Könige wurde bange.
Er bat; allein die Großen des Landes sagten, sie würden, wenn der Papst ihn
nicht in einem Jahre von dem Banne losspräche, einen neuen König wählen. Nun
musste Heinrich eine Reise nach Italien antreten. Es waren aber in Deutschland
mehrere Fürsten, besonders Rudolf von Schwaben, welche gern Kaiser werden
wollten und, um Heinrichs Reise nach Italien zu verhindern, die Alpenpässe be¬
setzten. So verließ der unglückliche König mit seiner Familie und einigen treuen
Dienern ganz heimlich im härtesten Winter Deutschland. Nach vielen Mühen
(die Reisenden mussten zuweilen auf Hand’ und Füßen kriechen) langte man in
Italien an. Obgleich hier mehrere Grasen und Bischöfe der Lombardei, welche
mit Gregors Strenge unzufrieden waren, dem Könige eine ansehnliche Heeresmacht
gegen den Papst anboten, so hatte Heinrich doch jetzt nichs anderes im Sinne, als
ben Papst fußfällig um Verzeihung zu bitten. Gregor erschrak über des Königs
Ankunft und begab sich nach bem Schlöffe Kanossa zur Markgräfin Mathilde,
einer achtbaren, frommen unb milbthätigen Frau. Als er aber erfuhr, in welcher
Absicht Heinrich nach Italien gekommen, zeigte er seine Unzufriedenheit und Strenge
dadurch, dass er den König drei Tage, barfuß und mit einem wollenen Hemde
angethan, vor dem Schlossthore um Gnade bitten ließ. Dann ließ er ihn vor
sich kommen und sprach, indem er ihm das Abendmahl ertheilte, Worte zu ihm,
die das Herz des schwachen Mannes fast zerschnitten. Darauf zog Heinrich nach
Deutschland zurück. _ Hier aber hatten bie deutschen Fürsten ben Herzog Rudolf
ton Schwaben bereits zu ihrem Könige gewählt. Heinrich war ein ganz anberer
Mensch geworben. Er sammelte ein Heer, schlug feinen Gegner unb bewies glän¬
zende Tapferkeit. Gregor sprach gegen ihn von neuem den Bann aus und schickte