3
Wärtern, die solchen Dienst als Ehrenamt ansahen, wurden sie sorgfältig
verpflegt; wenn sie starben, balsamierte man sie ein, hüllte sie in kostbare
Decken und begrub sie in heilige Grüfte. Wer ein solches Tier tötete,
wurde selbst mit dem Tode bestraft. Am heiligsten hielt man Den Apis
ves Osiris, einen schwarzen Stier mit dreieckigem weißen Fleck auf der
Stirn, mit weißen Flecken in Gestalt eines Adlers auf dem Rücken und
mit zweifarbigem Haar im Schwänze. Starb er, so war Trauer im
ganzen Lande; hatten die Priester einen neuen gefunden, so wurden aller¬
orten Freudenseste gefeiert. (Vergl. das goldene >talb der Israeliten
am Sinai).
5 Die Ägypter glaubten an ein Leben der Seele und
an ein Gericht nach dem Tode. Im Vorhofe der Unterwelt mußte
sich die abgeschiedene Seele vor Osiris und seinen 42 Totenrichtern ver¬
antworten. Hier wurde das Herz der Gestorbenen auf der Wage der
Gerechtigkeit gewogen. Mit der Straußfeder (— sie galt als Sinnbild
der Gerechtigkeit —) geschmückt, gingen alsdann die Seelen der From¬
men in die seligen Gefilde des Sonnengottes ein; die der Lasterhaften
aber versielen dem Reiche der Finsternis oder kehrten auf die Erde zu¬
rück, um in langer Wanderung durch Tier- und Menschenleiber Seelen¬
wanderung) das ihnen anhaftende Böse abzustreifen.
6. Die ab geschiedene Seele dauerte indes nur so lange
fort, als der ihr auf Erden gehörige Leib wohl erhalten
blieb. Darum balsamierte man dieLeichname ein, um sie
vor Verwesung zu schützen, und erbaute ihnen feste Toten st ädte,
um sie vor sonstiger Zerstörung zu bewahren. Man entfernte die Ein¬
geweide aus dem toten Körper, wusch ihn mit kostbaren Spezereien und
legte ihn 70 Tage in Natron. Hierauf wurde jeder einzelne Körperteil
mit feinen Bändern umwunden und das Ganze wohl noch mit einem be¬
sonderen Ueberzug aus Kattun und Gyps versehen. Die so^zubereiteten
und einbalsamierten Leichname nannteman Mumien (— weil
man dabei besonders das Mum, eine Art Asphalt, verwendete —). Man
versah sie mit allerlei Schmuck, legte sie in einen Sarg aus kostbarem
Holz, geleitete sie in feierlichem Zuge nach der Grabstätte und stellte
sie in den Grabkammern (= Katakomben) aufrecht hin.
7. Auf Herstellung dieser Grabstätten verwendeten die Ägypter
allen Fleiß; denn die Häuser der Lebenden waren ihnen nur Herbergen,
die Gräber der Verstorbenen aber ewige Wohnungen. Darum baute
jeder sein eignes Grab so fest als möglich und schmückte es so gut als
er vermochte. Da, wo die Sonne im Westen verschwand und ins
Dunkel hinabstieg, sollten auch die Toten ruhen. Sicher und fest sollten
die Ruhestätten sein, damit kein Raubtier die Ruhenden stören, noch
Frevlershand die Gräber entweihen könne. Darum wurden die Grab¬
kammern in die Felsen der Bergkette gehauen, die den Nil im Westen
begleitet, oder, wo — wie im Flachlande — der Boden lockerer war,
in demselben mit Backsteinen ausgemauert. Stockweise lagen die Kam¬
mern übereinander; sie waren durch Gänge verbunden, mit Bildern und
1*