Full text: Alte Geschichte (Kursus 2,1)

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stock, der ganz Asien überschattete. Auf Befragen erklärten die Tranm- 
benter, der Sohn der Manbane würbe Herr von ganz Asien werben 
unb anck ihn entthronen. Um bieg zu verhüten, verheiratete Astyageg 
seine Tochter mit einem wenig angesehenen Perser, unb alg Manbane 
wirklich Mutter eineg Knaben würbe, befahl er feinem Vertrauten H ar- 
pagug, bag Kinb zu töten. Dieser Beauftragte einen Hirten, bagselbe 
im Gebirge augzusetzen. Der Hirt aber behielt eg auf Bitten seiner 
Frau bei sich, zog eg an Stelle seineg eigenen, bag ihm eben gestorben 
war, auf unb gab ihm ben Namen Cyrus. 
Der herangewachsene Knabe würbe von seinen Kameraben im Spiele 
zum König erwählt. Alg solcher befahl er, einen ber Mitspielenben, ber 
ihm ben Gehorsam versagte, zu züchtigen. Der Vater beg Gestraften 
verklagte ben Hirtensohn beim Könige Astyageg. Dieser ließ, um bie 
Sache selbst zu untersuchen, ben Cyrug vor sich sühren. Die Gesichtgzüge 
beg Knaben erinnerten ihn lebhaft an seine Tochter unb machten seinen 
Argwohn rege. Um Gewißheit zu erlangen, ließ er ben vermeintlichen 
Vater rufen. Durch Drohungen geschreckt, geftanb bet Hirt, wag er wußte, 
unb bat um Gnabe. Ungekränkt würbe er entlassen; aber schrecklich be¬ 
strafte Astyageg ben Ungehorsam beg Harpagug. Mit verstellter Fteunb- 
lichkeit sprach er zu btefem: „Ich freue mich über bte Rettung metncg 
Enkelg; schicke ihm nun beinen Sohn zum Gespielen; bu aber finbe bich 
später zum Mahle bei mir ein." Voll Freube ging Harpagug nach Haufe 
unb fenbete ben einzigen Sohn. Astyageg aber ließ benselben schlackten 
unb zerstückeln unb am Abenb bag wohl zubereitete unb gebratene Fleisch 
bem Vater vorsetzen. Arglog aß biefer. Nach beenbeter Mahlzeit fragte 
ihn bet König, ob er bag Wild kenne, von bem er gegessen, unb ließ 
ihm in einet Schüssel Kopf, Hände und Füße beg Getöteten zeigen. 
Der unglückliche Vater verbiß feinen Schmerz, nahm bie Überreste feineg 
Kinbeg unb begrub sie. 
Die Magier versicherten dem Astyageg, fein Traum fei erfüllt, 
da Cyrug, wenn auch nur im Spiel, König gewesen fei. Darauf hin 
schickte der Großvater den Enkel nach Persien zu feinen Eltern. 
4. Alg der Knabe zum Manne herangewachsen war, glaubte Harpa¬ 
gug die Zeit bet Rache gekommen. Durch einen Bries, welchen er bet 
Sicherheit wegen in ben Bauch eineg Hasen eingenäht hatte, reizte er 
ben Cyrug zur Empörung gegen ben Großvater. Cyrug war schnell 
bereit, ber Aufforberung zu folgen. In kluger Weise wußte er bie Per¬ 
ser seinen Plänen geneigt zu machen. Seiner Anorbnung gemäß mußten 
sie an einem bestimmten Tage ein großeg Feld von ben barauf wach- 
senben Dornen reinigen. Für ben solgenben Tag aber lnb et sie zum 
Gastmahl unb bewirtete sie ausg beste mit Wein nnb leckeren Speisen. 
Am Enbe beg Festeg fragte er sie, welcher Tag ihnen am meisten ge¬ 
fallen habe. „Ohne Zweifel bet heutige," antworteten bie Perser; 
„bettn gestern arbeiteten wir wie Knechte, unb heute genießen wir wie 
Herten." „ Wohlan," sprach Cyrug, „ folget mit unb werbet frei, bann 
werben alle kommenben Tage bem heutigen gleichen." Gern waren 
nun jene bereit, bag langst verhaßte mebifche Joch abzuschütteln.
	        
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