Full text: Alte Geschichte (Kursus 2,1)

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wartungsvoll beobachteten beide Heere den Streit. Fiel einer der 
Kämpfenoen, so eilten die Freunde herzu, den Leichnam zu retten; der 
Sieger aber wurde von seinen Genossen unterstützt. So wurde der 
Zweikampf zur Schlacht; ihr folgten einige Tage der Ruhe: es galt, 
die Gefallenen ruhmvoll zu bestatten. 
4. Vielfach wechselte das Kriegsglück. In arge Bedrängnis aber 
gerieten die Griechen, als Achilles, mit Agamemnon entzweit, sich 
grollend vom Streite zurückzog; niemand vermochte nunmehr, dem 
gewaltigen Hektor zu widerstehen. Kühn drang derselbe bis in das 
Lager der Feinde, warf den Brand in die griechischen Schiffe und 
tötete sogar Patroklus, den Freund des Achilles. Da wurde 
der letztere von namenlosem Schmerz ergriffen; laut weiuend warf er 
sich neben die Leiche, rauste sich das Haar und bestreute sein Haupt 
mit Staub. Endlich ermannte er sich; fürchterliche Rache schwur er dem 
Mörder. Wie ein gereizter Löwe stürzte er in den Kampf; groß war 
die Zahl der Trojaner, die sein Schwert würgte; aber unbefriedigt 
stürmte er weiter, er suchte den Hektor. Endlich stießen die Gegner 
auf einander. Der Anblick des Fürchterlichen erfüllte Hektor mit 
Schrecken; dreimal floh er, von Achi lles verfolgt, um die Mauer der 
Stadt; dann erst, vom Laufe erschöpft, stellte er sich zum Kampfe. 
Vergebens schleuderte er die Lanze mir mächtigem Wurfe: kraftlos prallte 
sie an dem undurchdringlichen Schilde des Achilles ab; vergebens griff 
er zum Schwert: noch ehe er es zu schwingen vermochte, drang ihm 
des Gegners Speer in die Kehle. Vergebens flehte er, zum Tode 
verwundet: „Wirf meinen Leib nicht den Hunden vor, sondern 
sende ihn für schweres Lösegeld nach Troja!" Voll wilder Freude 
band Achilles den Toten an seinen Streitwagen und 
schleifte ihn über das Schlachtfeld in das Lager der Griechen. 
5. In lautes Wehgeschrei brachen die Trojaner aus, als sie ihren 
stärksten Helden fallen sahen; vor allem aber füllte Jammer das Haus 
des Pr i amu s. Schrecklich erschien es dem Vater, daß der treffliche 
Sohn unbeerdigt liegen sollte, den Tieren zum Fraß. Mit hohem 
Lösegeld versehen, begab er sich darum des Nachts in das Zelt 
des Achilles und erbat sich den Leichnam des Hektor. 
Finster brütend saß jener; vergeblich küßte der alte Priamus die Hand, 
die ihm so viele Söhne erschlagen; kein Mitleid regte sich in dem 
Herzen des Helden. Erst als der Flehende ihn an den eigenen Vater 
erinnerte, der in der Heimat die Rückkehr des Sohnes erhoffe, wurde 
er erweicht. Freundlich hob er nun den Greis auf und übergab ihm 
den erbetenen Leichnam. Mit der teueren Bürde eilte der König nach 
Troja zurück; hier wurde der gefallene Held mit gebührender Ehre 
bestattet. 
Aber auch Achilles kehrte nicht zum Vater zurück. Von dem 
Pfeile des Paris in der Ferse tödlich verwundet, fand 
auch er in der Fremde sein Grab. 
6. Durch List nur wurde endlich Troja nach 10jähriger 
Belagerung bezwungen. Auf des schlauen Odysseus Rat bauten
	        
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