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von Barbaren!" Zwar errang er mit Hilfe seiner, den Römern
ungewohnten Kriegselefanten den Sieg; aber schwer genug war
es ihm geworden, und als er über das Schlachtfeld schritt und die ge¬
fallenen Feinde in Reih' und Glied daliegen sah, die Wunden vorn,
die Stirn gegen den Feind gekehrt, Mut und Trotz noch in den er¬
bleichten Gesichtern, da rief er bewundernd: „Mit solchen Soldaten
wäre die Welt mein!"
4. Trotz seines Sieges schickte er einen Gesandten mit Frie¬
densanträgen nach Rom. Ein Teil des Senats zeigte sich nicht
abgeneigt, auf dieselben einzugehen, denn der Verlust an Mannschaft
war schwer und das feindliche Heer nur noch vier Meilen von Rom
entfernt. Voll edlen Unwillens aber mahnte der erblindete greise
Appius Claudius an die römische Ehre, und zürnend rief er:
„Bisher habe ich den Verlust meiner Augen beklagt; heute bedaure ich,
nicht auch taub zu sein, um nicht so Unwürdiges hören zu müssen."
Seine Worte blieben nicht ohne Wirkung. „Kein Friede mit Pyrrhus,
bevor er nicht Italien verlassen hat! " — mit diesem Bescheide kehrte
der Gesandte zurück. Ihm war, wie er seinem Herrn berichtete, der
römische Senat als eine Versammlung von Königen erschienen.
5. So nahm der Krieg seinen Fortgang. Auch in der zweiten
Schlachtblieb Pyrrhus Sieger; aber der Sieg war so teuer erkauft,
daß er denen, die ihm Glück wünschten, entmutigt entgegnete: „Noch
ein solcher Sieg, und ich bin verloren!" Er begann, an einem für ihn
glücklichen Ausgange des Kampfes zu zweifeln. Gern folgte er darum
der Einladung der Syrakusaner (— auf der Insel Sicilien —), die
ihn gegen die Karthager zu Hilfe riefen. Zwei Jahre später kehrte er
jedoch, dem Flehen der hart bedrängten Tarentiner nachgebend, auf das
italienische Festland zurück und übernahm noch einmal den Oberbefehl
gegen die Römer. Allein das Glück hatte ihn verlassen. In einer
dritten entscheidenden Schlacht wurde er geschlagen. Als
Flüchtling kehrte er nach Epirus zurück; hier fand er bald
darauf bei der Belagerung einer Stadt durch den Steinwurf eines
Weibes seinen Tod.
Auf sich allein angewiesen, vermochten die Tarentiner nicht
länger zu widerstehen; sie mußten sich (— 272 vor Chr. —)
un terwersen, und wenige Jahre später war ganz Unter¬
italien in den Händen der Römer.
II.
Erster punischer Krieg.
1. „Welch einen Kampsplatz hinterlassen wir den Karthagern und
Römern!" hatte Pyrrhus ausgerufen, als er Sicilien verließ, um nach
dem italienischen Festlande zurückzukehren. Bald sollte sich sein prophe¬
tisches Wort erfüllen. Verlangend blickten die Römer von der süd¬
italischen Küste aus über den schmalen Meeresarm hinüber nach der
sruchtreichen Insel, der „Kornkammer Italiens." Auf ihr aber hatten