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stellte zu harte Forderungen, auf Gnade und Ungnade sollte es sich
ergeben- da beschloß es, den Kamps um jeden Preis fortzusetzen. Zu
rechter Stunde kam ein spartanisches Hilfsheer. Nun wandte sich das
Glück: Regulus wurde gänzlich geichlagen; kaum 2000 der Römer
entkamen, der Feldherr selbst wurdegesangen. _
4. Doch das Glück blieb dem Sieger nicht treu. Die Karthager
erlitten neue schwere Verluste und wünschten dringend den
Frieden. Sie schickten deshalb eine Gesandtschaft nach
Rom und gaben ihr den gefangenen Reg ulus bei, damit er
ihre Anträge unterstütze. Vorher aber ließen sie ihn schwören, daß
er nach Karthago zurückkehren wolle, wenn der Friede nicht zu Stande
käme. Was that nun Regulus in Rom? Nur die Größe und den
Ruhm seiner Vaterstadt im Auge, beschwor er den Senat, die
karthagischen Anträge zu verwerfen und den Krieg fortzusetzen,
da der entkräftete Feind sehr bald um jeden Preis werde Frieden schließen
müssen. Und als nun sein Rat befolgt wurde und die karthagische Ge¬
sandtschaft unverrichteter Sache abreiste, da vermochten ihn weder die
Bitten seiner Freunde noch die Thränen seiner Gattin und seiner Kinder
in Rom zurückzuhalten; treu seinem Eive kehrte er nach Kar¬
thago zurück; dort ist er in der Gefangenschaft gestorben.
5. Seine Vorherfagung aber ging in Erfüllung. Nach wenig
Jahren waren die Karthager so geschwächt, daß sie den
Kamps nicht fortzusetzen vermochten, sondern Frieden schließen
und aus alle Bedingungen der Römer eingehen mußten. Sie traten
Sicilien ab und zahlten eine bedeutende Summe als KriegskostenentschL-
digung. So wurde Sicilien die erste römische Provinz (— Provinz
nannten die Römer jedes von ihnen eroberte, außerhalb Italien gelegene
Land; die Provinzen mußten Abgaben zahlen und wurden von einem
Statthalter verwaltet —). An ihm lernten die Römer zuerst, „wie
schön es sei, über fremde Nationen zu herrschen." Es reizte die Gier
nach neuem Besitz. In wenig ehrenvoller Weife benutzten sie darum
einige Jahre später eine Verlegenheit der Karthager (—sie befan¬
den sich mit andern Völkern im Streite —) und nahmen ihnen mitten
im Frieden auch Corsika und Sardinien weg. Und als nach ein
paar weiteren Jahren auch die Gallier im Norden nach
furchtbaren Niederlagen fich ihrer Macht beugen mußten, war
ganz Italien von den Alpen bis zum Meere samt den zugehörigen
anfein im Besitze der Römer
III.
Zweiter punischer Krieg.
1. Zwanzig Jahre waren seit dem Ende des ersten punischen Krieges
vergangen. Di e Karthager hatten sich für ihre Verluste
durch Eroberungen im filberreichen Spanien entschädigt.
Bereits war der größere Teil des Landes in ihren Händen, und an
der Ostküste hatten sie Nenkarthago (— das heutige Karthagena) gegründet