Full text: Alte Geschichte (Kursus 2,1)

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stellte zu harte Forderungen, auf Gnade und Ungnade sollte es sich 
ergeben- da beschloß es, den Kamps um jeden Preis fortzusetzen. Zu 
rechter Stunde kam ein spartanisches Hilfsheer. Nun wandte sich das 
Glück: Regulus wurde gänzlich geichlagen; kaum 2000 der Römer 
entkamen, der Feldherr selbst wurdegesangen. _ 
4. Doch das Glück blieb dem Sieger nicht treu. Die Karthager 
erlitten neue schwere Verluste und wünschten dringend den 
Frieden. Sie schickten deshalb eine Gesandtschaft nach 
Rom und gaben ihr den gefangenen Reg ulus bei, damit er 
ihre Anträge unterstütze. Vorher aber ließen sie ihn schwören, daß 
er nach Karthago zurückkehren wolle, wenn der Friede nicht zu Stande 
käme. Was that nun Regulus in Rom? Nur die Größe und den 
Ruhm seiner Vaterstadt im Auge, beschwor er den Senat, die 
karthagischen Anträge zu verwerfen und den Krieg fortzusetzen, 
da der entkräftete Feind sehr bald um jeden Preis werde Frieden schließen 
müssen. Und als nun sein Rat befolgt wurde und die karthagische Ge¬ 
sandtschaft unverrichteter Sache abreiste, da vermochten ihn weder die 
Bitten seiner Freunde noch die Thränen seiner Gattin und seiner Kinder 
in Rom zurückzuhalten; treu seinem Eive kehrte er nach Kar¬ 
thago zurück; dort ist er in der Gefangenschaft gestorben. 
5. Seine Vorherfagung aber ging in Erfüllung. Nach wenig 
Jahren waren die Karthager so geschwächt, daß sie den 
Kamps nicht fortzusetzen vermochten, sondern Frieden schließen 
und aus alle Bedingungen der Römer eingehen mußten. Sie traten 
Sicilien ab und zahlten eine bedeutende Summe als KriegskostenentschL- 
digung. So wurde Sicilien die erste römische Provinz (— Provinz 
nannten die Römer jedes von ihnen eroberte, außerhalb Italien gelegene 
Land; die Provinzen mußten Abgaben zahlen und wurden von einem 
Statthalter verwaltet —). An ihm lernten die Römer zuerst, „wie 
schön es sei, über fremde Nationen zu herrschen." Es reizte die Gier 
nach neuem Besitz. In wenig ehrenvoller Weife benutzten sie darum 
einige Jahre später eine Verlegenheit der Karthager (—sie befan¬ 
den sich mit andern Völkern im Streite —) und nahmen ihnen mitten 
im Frieden auch Corsika und Sardinien weg. Und als nach ein 
paar weiteren Jahren auch die Gallier im Norden nach 
furchtbaren Niederlagen fich ihrer Macht beugen mußten, war 
ganz Italien von den Alpen bis zum Meere samt den zugehörigen 
anfein im Besitze der Römer 
III. 
Zweiter punischer Krieg. 
1. Zwanzig Jahre waren seit dem Ende des ersten punischen Krieges 
vergangen. Di e Karthager hatten sich für ihre Verluste 
durch Eroberungen im filberreichen Spanien entschädigt. 
Bereits war der größere Teil des Landes in ihren Händen, und an 
der Ostküste hatten sie Nenkarthago (— das heutige Karthagena) gegründet
	        
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