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Ungarn mit russischer Hilfe znr Unterwerfung gebracht.
In Preußen aber entwaffnete General WraNgel Berlin und
stelltedieRuhewiederher.
Mitten i n diesen Wirren richteten sich die Blicke des deutschen Volkes
voll hoffender Erwartung nach Frankfurt. Hier tagte seitdem Mai
1 8 48 in der Paulskirche die aus Abgeordneten aller deutschen
Länder zusammengesetzte Nationalversammlung, um des Reiches
Neugestaltung zu beraten. Und in der That schienen die allseitig geheg¬
ten Wunsche endlich Befriedigung finden zu sollen. D er, Bundes tag
wurde aufgelöst und Erzherzog Johann von Ostreich zum
einstweiligen Reichsverweser ernannt; er sollte die Beschlusse des
Parlaments vollziehen und das Reich dem Auslande gegenüber vertreten.
Eine Reichsverfassung wurde beraten und Friedrich Wil¬
helm IV. von Preußen zum erblichen deutschen Kaiser erwählt.
Allein, als eine Deputation den Beschluß der Versammlung nach Berlin
brachte, schlug der Gewählte die Krone, die ihm nur vom Volke,
nicht aber im Einverständnis mit den Fürsten angeboten ward, ans
und so war der Hauptzweck des Frankfurter Parlaments, die Schöpfung
eines einheitlichen, kräftigen Deutschlands, nicht erreicht. In wachsen,
in der Rheinprovinz, in Baden und in der Pfalz zwar er¬
hob sich noch einmal das Volk, um mit den Waffen in der
Hand die Durchführung der Reichsverfassung zu erzwingen,
aber preußische Truppen unterdrückten den Ausstand und
beendeten die Revolution. Die Nationalversammlung,
die durch den Austritt vieler Mitglieder zu einem kleinen Reste zusammen¬
geschmolzen war, löste sich vollends aus, der Reichsverweser legte
sein Amt nieder, und der Bundestag wurde wieder herge¬
stellt. .
5. Mitten in diese vielbewegte Zeit hinein fielen die Freihellskämpfe
der Schleswig-Holsteiner. Seit zwei Jahrhunderten waren die beiden
Herzogtümer an die dänische Krone geknüpft; ausdrücklich aber war ihnen
zugestanden worden, daß sie „ewig ungeteilt" als selbständiges Ganzes bei¬
sammen bleiben sollten. Diese Bestimmung war den Dänen ein Dorn
im Auge; sie wünschten ein Ausgehen der Herzogtümer im Königreiche
Dänemark. Durch mancherlei Bedrückungen suchten sie ihr Ziel zu er¬
reichen; die alten verbrieften Rechte wurden verletzt, dänische Sprache und
Münze eingeführt und schwere Steuern auferlegt. Da griffen, um ihre
Rechte zu wahren, die Schleswig-Holsteiner im Jahre 1848
einmütig zu den Waffen, und als sie allein nicht vermochten, der
Übermacht sich zu erwehren, nahm sich der deutsche Bund ihrer
an. Ein preußisches Heer im Verein mit andern Bundes¬
truppen kam ihnen zu Hilse. Rasch wurden nun die Dänen
zu Lande besiegt; um so mehr schädigten sie dafür zur See den deut¬
schen Handel, so daß sich der Mangel einer deutschen Kriegsflotte empfind¬
lich bemerkbar machte. Wohl wurde durch freiwillige Beiträge eine solche
uVs Leben gerufen und nun auch zu Wasser dem Feinde mancher Schade
zugefügt; als aber England, Rußland und Schweden sich aus