Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

196 
Ungarn mit russischer Hilfe znr Unterwerfung gebracht. 
In Preußen aber entwaffnete General WraNgel Berlin und 
stelltedieRuhewiederher. 
Mitten i n diesen Wirren richteten sich die Blicke des deutschen Volkes 
voll hoffender Erwartung nach Frankfurt. Hier tagte seitdem Mai 
1 8 48 in der Paulskirche die aus Abgeordneten aller deutschen 
Länder zusammengesetzte Nationalversammlung, um des Reiches 
Neugestaltung zu beraten. Und in der That schienen die allseitig geheg¬ 
ten Wunsche endlich Befriedigung finden zu sollen. D er, Bundes tag 
wurde aufgelöst und Erzherzog Johann von Ostreich zum 
einstweiligen Reichsverweser ernannt; er sollte die Beschlusse des 
Parlaments vollziehen und das Reich dem Auslande gegenüber vertreten. 
Eine Reichsverfassung wurde beraten und Friedrich Wil¬ 
helm IV. von Preußen zum erblichen deutschen Kaiser erwählt. 
Allein, als eine Deputation den Beschluß der Versammlung nach Berlin 
brachte, schlug der Gewählte die Krone, die ihm nur vom Volke, 
nicht aber im Einverständnis mit den Fürsten angeboten ward, ans 
und so war der Hauptzweck des Frankfurter Parlaments, die Schöpfung 
eines einheitlichen, kräftigen Deutschlands, nicht erreicht. In wachsen, 
in der Rheinprovinz, in Baden und in der Pfalz zwar er¬ 
hob sich noch einmal das Volk, um mit den Waffen in der 
Hand die Durchführung der Reichsverfassung zu erzwingen, 
aber preußische Truppen unterdrückten den Ausstand und 
beendeten die Revolution. Die Nationalversammlung, 
die durch den Austritt vieler Mitglieder zu einem kleinen Reste zusammen¬ 
geschmolzen war, löste sich vollends aus, der Reichsverweser legte 
sein Amt nieder, und der Bundestag wurde wieder herge¬ 
stellt. . 
5. Mitten in diese vielbewegte Zeit hinein fielen die Freihellskämpfe 
der Schleswig-Holsteiner. Seit zwei Jahrhunderten waren die beiden 
Herzogtümer an die dänische Krone geknüpft; ausdrücklich aber war ihnen 
zugestanden worden, daß sie „ewig ungeteilt" als selbständiges Ganzes bei¬ 
sammen bleiben sollten. Diese Bestimmung war den Dänen ein Dorn 
im Auge; sie wünschten ein Ausgehen der Herzogtümer im Königreiche 
Dänemark. Durch mancherlei Bedrückungen suchten sie ihr Ziel zu er¬ 
reichen; die alten verbrieften Rechte wurden verletzt, dänische Sprache und 
Münze eingeführt und schwere Steuern auferlegt. Da griffen, um ihre 
Rechte zu wahren, die Schleswig-Holsteiner im Jahre 1848 
einmütig zu den Waffen, und als sie allein nicht vermochten, der 
Übermacht sich zu erwehren, nahm sich der deutsche Bund ihrer 
an. Ein preußisches Heer im Verein mit andern Bundes¬ 
truppen kam ihnen zu Hilse. Rasch wurden nun die Dänen 
zu Lande besiegt; um so mehr schädigten sie dafür zur See den deut¬ 
schen Handel, so daß sich der Mangel einer deutschen Kriegsflotte empfind¬ 
lich bemerkbar machte. Wohl wurde durch freiwillige Beiträge eine solche 
uVs Leben gerufen und nun auch zu Wasser dem Feinde mancher Schade 
zugefügt; als aber England, Rußland und Schweden sich aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.