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Dänemarks Seite stellten und Deutschland gegenüber eine
drohende Haltung annahmen, da schloß Preußen 1 850 im
Namen des Bundes Frieden und gab in demselben die
Herzogtümer von neuem der dänischen Herrschaft preis.
Zwar verwarsen die Schleswig- Holsteiner den Frieden und sehten, nun
ihrer Kraft allein vertrauend, den Kampf auch jetzt uoch fort. Da geboten
aber die deutschen Großmächte ( = Östreich und Preußen) selbst die Ein¬
stellung der Feindseligkeiten, und ein östreichisches Heer ging über die Elbe,
um die Herzogtümer zu entwaffnen. Nun blieb ten braven Schleswig -
Holsteinern nichts übrig, als sich zu unterwerfen und den Druck des rach¬
süchtigen Feindes männlich zu ertragen. Von neuem war der deutsche
Name mit Schmach beladen; die deutsche Flotte aber wurde in Bremer-
hasen an die Meistbietenden verkauft.
II.
Die halöe Einigung.
(Der preußifch-ö st reich if che Krieg.)
(Vergl. Curfus I., p. 150 — 151.)
1. Die deutschen Einheitsbestrebungen waren gescheitert; das Reich war
zwieträchtig im Innern und ohnmächtig nach außen wie vordem. Vor
allem standen sich die beiden Großmächte, Östreich und Preußen,
eifersüchtig gegenüber. Preußen erstrebte ein starkes, ein¬
heitliches Deutschland unter seiner eigenen Führung; Ost¬
reich dagegen suchte die Mittel- und Kleinstaaten an sich
zu fesseln.
In Preußen regierte feit 1861 König Wilhelm, geboren
am 22. März 1797. Von seiner Mutter, der edlen Luise, hatte er tiefes
Gemüt, von seinem Vater Thatkraft und offenes, ehrliches Wefen geerbt.
Die Unglücksjahre der uapoleouischeu Gewaltherrschaft, der frühe Tod der
herrlichen Mutter, die feurige Begeisterung der Freiheitskriege wirkten auf
die Entwickelung feines Charakters. Frühzeitig erfaßte er mit ernstem
Sinne die Aufgabe des Lebens. „Meine Kräfte gehören der Welt, dem
Vaterlande; unablässig will ich in dem mir angewiesenen Kreise thätig sein
und so viel Gutes stiften als in meinem Vermögen steht; der Pflicht des
Dienstes will ich mit Pünktlichkeit nachkommen und meinen Untergebenen
mit freundlicher Güte begegnen; ich will nie vergessen, daß der Fürst auch
Mensch, vor Gott nur Mensch ist; ich will dem Christenglauben immer
treu bleiben und ihn jederzeit in Ehren heilten; jeder Versuchung zum
Bösen will ich kräftig Widerstand leisten und Gott bitten, daß er mich
starke“ — so gelobte der 18 jährige Jüngling bei Gelegenheit seiner Con-
firmation, und in allen Wechselfällen seines an Glück und Schmerz so
reichen Lebens ist er diesem Gelöbnis treu geblieben. — Mit Leib und
Seele wurde er Soldat, und mit Eifer und Erfolg widmete er feine
Kraft der Ausbildung des preußischen Militärwesens. Das Revolutions-