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gingen über den Grenzstrom, um sich in Gallien niederzulassen; aus¬
drücklich erklärten sie, Freunde der Römer sein zu wollen. Cäsar wies
ihnen Wohnsitze an; bei passender Gelegenheit aber nahm er ihre bei
ihm versammelten Fürsten gefangen, überfiel die führerlosen Scharen und
vertilgte sie samt Weib und Kind: von 430000 Köpfen entrann keiner.
Der römische Senat beschloß wegen dieser That ein Dankfest; nur Cato
beantragte — freilich erfolglos —, man solle Cäsar für seinen Verrat
an die Barbaren ausliefern.
Auf hölzerner Brücke (— zwischen Bonn und Koblenz —)
überschritt Cäsar sogar zweimal den Rhein und drang in
das eigentliche Deutschland ein (— die Römer nannten es „Großger¬
manien" im Gegensatz zu „Kleingermanien" auf dem linken Rheinufer—);
zwar vermochte er nicht wirkliche Eroberungen zu machen
— die Herden wurden zum Schutze in die Wälder getrieben ,t die Vor¬
räte in unterirdischen Verstecken geborgen; das Volk wich der Übermacht,
bis sich eine günstige Gelegenheit zum Kampfe bot — aber er hielt
doch bte Germanen dadurch zunächst von weiterem Vordringen
ab und nötigte sie, sich in dem von ihnen zur Zeit bewohn¬
ten ungastlichen Lande festzusetzen, es mit dem Pfluge zum zweiten¬
mal zu erobern und so zu ihrem eigentlichen Vaterlande zu machen.
III. Neue Einbrüche germanischer Völker in Gallien
veranlaßten Kaiser Augustus, den Kampf von neuem auf¬
zunehmen und, um derlei Angriffen ein für allemal vorzubeugen,
Großgermanien zu unterwerfen.
Während der eine seiner Stiefsöhne — Tlbenus —
die keltischen Stämme der Alpengegenden bezwang und so
die Donau zum Grenzfluß machte, begann der andere —
Drusus — den Angriff vom Rhein aus. Drusus verband
durch einen ungeheuren Kanal Rhein und Nordsee (— er
führte vom Rhein nach der Assel und der Zuidersee —), um auf diesem
Wege zu Schiffe zur Mündung der Ems und auf diesem Flusse aufwärts
in das Innere Deutschlands zu gelangen. Zur Sicherung der
Grenze und als feste Stützpunkte legte er am Rh ein üb er
50 Kastelle (= befestigte Lager) an; durch Straßen wurden diese
Punkte mit betn innern Gallien in Verbindung gesetzt, um dem Heere
Proviant zuzuführen, unb über ben Rhein würben Schiffbrücken geschlagen.
Nach biefen Vorbereitungen unternahm Drusus vier Fe ld-
züge gegen bte Deutschen; aber sein Ziel, bte Eroberung Ger¬
maniens, erreichte er nicht; zwar brang er auf betn letzten
Zuge bis zur Elbe vor, allein auf bem Rückwege eretlte
ihn ber Tob (bergt. Cursus I. unb „Drusus Tob" von Simrock).
Die Stätte, wo er verschieb, hieß seitbem „ bas Ilttglückslager, unb Au-
gustus klagte, burch Drusus Tob habe er mehr verloren, als durch seine
Siege gewonnen. Er verlieh ihm unb seinen Nachkommen ben Betna¬
men „Gerrnanikus" O Überwinder ber Germanen) ; bte Legionen aber
errichteten bem geschiebenen Felbherrn bei Mainz ein Denkmal; m bem