Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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gezwungen, sich den Hunnen zu unterwerfen. Ein Teil des 
Volkes schloß sich den weiterstürmenden Siegern an und wurde im Laufe 
der Völkerwanderung immer weiter nach Westen versprengt. Dort werden 
wir ihnen wieder begegnen. 
Hunnen und Alanen stießen auf die zwischen Don 
und Dujepr wohnenden Ostgoten. Der mehr als 100jährige 
Ostgotenkönig Hermanrich, durch schwere Wunde und Alter ge¬ 
schwächt, war nicht im stände, den Angriff zurückzuweisen. Voll Schmerz 
darüber riß er den Verband seiner Wunde auf und gab sich selbst den 
Tod. SeinVolk mußte sich unterwerfen, und nun drängten 
Hunnen, Alanen undOstgoten auf die westlich vomDujepr 
wohnenden Westgoten. 
2. Auch den Westgoten war Widerstand unmöglich; sie flüchteten 
oder unterwarfen sich den Siegern. Die Fliehenden dräng¬ 
ten sich an der Donau zusammen und baten um Aufnahme in das 
Römerreich. Kaiser Valens gewahrte ihnenWohnsitze süd¬ 
lich von der Donau (— in der damaligen Provinz Mösien, dem 
heutigen Bulgarien, zwischen Donau und Balkan —). Eigennützige 
Statthalter machten sich die Not des zusammengedrängten, der Lebens¬ 
rnittel entbehrenden Volkes zu nutze und reizten so die Goten zur 
Empörung. 
Kaiser Valens eilte ihnen entgegen; 378 kam es bei Adria- 
nopel zur Schlacht. Der Kamps war hart, aber am Abend war 
das römische Heer vernichtet; was noch lebte, suchte sich zu retten. 
Valens, der bis zuletzt tapfer mitgestritten hatte, verlor auf der 
Flucht das Leben. Man sagte, er habe sich in ein Haus geflüchtet, 
ein nachstürmender Gotenhanfe habe dasselbe angezündet, und in den 
Flammen sei der Kaiser umgekommen. 
Sein Nachfolger Theodosius der Große ließ sich absichtlich 
in keine große Schlacht mit den Goten ein; er ermüdete sie durch vor¬ 
sichtige und geschickte Kriegführung und brachte endlich durch kluge 
Unterhandlung einen Vertrag zu stände: Die Goten er¬ 
hielten neue Wohnsitze in Thracien ( ™ südlich vom Balkan bis 
zum Meere) und übernahmen die Verpflichtung, gegen ein be¬ 
stimmtes Iahrgeld den Römern ein Hilfsheer von 40000 Mann 
zu stellen. 
3. Derselbe Theodostus teilte 395 durch testamentarische Bestim¬ 
mung das bis dahin einheitliche römische Reich unter seine bei¬ 
den Söhne Arkadius und Honorius. Arkadius erhielt 
das Morgenland oder das oströmische Reich mit der Hauptstadt 
-Konstantinopel (— die Länder östlich vom adriatischen Meer in Europa, 
dazu die asiatischen Provinzen und Ägypten —), Honorius das 
Abendland oder das weströmische Reich mit der Hauptstadt Rom 
( die Länder westlich vom adriatischen Meere: Italien, Gallien, 
Spanien, Britannien, Nordasrika —). Jllyrien war beiden Reichen ge¬ 
meinsam.
	        
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