Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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5. Später wurde Narses von Justinians Nachfolger unverdient 
zurückgesetzt. Aus Rache soll er die Langobarden nach 
Italien gerufen haben. Dieselben hatten ursprünglich im Norden 
gewohnt und saßen damals in Ungarn. Im Jahre 568 kamen sie 
unter ihrem König Alboin und gründeten in Oberitalien das 
langobardische Königreich mit der Hauptstadt Pavia. Von 
ihnen erhielt Oberitalien den Namen ,,Lombardei". Mittel¬ 
italien dagegen blieb in der Gewalt der Oströmer. 
Mit dem Znge der Langobarden schließt die Völker¬ 
wanderung. 
VII. 
Die Völkerwanderung hatte das weströmische Reich zertrümmert; 
seine einzelnen Teile waren von germanischen Völkern erobert und in 
Besitz genommen worden. Aber wie Pflanzen und Tiere, in andre 
Himmelsstriche versetzt, sich allmählich verändern, so auch die Völker. 
Das zeigte sich auch au den Germanen in ihren neuen Wohn¬ 
sitzen. Das heiße reKlima särbteHaut, Haare unb Augen 
dunkler unb verweichlichte allmählich ihre ursprünglich 
so kräftige Natur. Die noch rauhen Söhne bes Nordens 
beugten sich unter die höhere Bildung und Kultur in den 
eroberten Ländern. Die ausgebildetere römische oder 
lateinische Sprache behielt die Oberhand, wenn sie auch 
allerlei Elemente der deutschen in sich aufnahm. So ver¬ 
schmolzen allmählich Sieger und Besiegte zu einem Ganzen, 
und ans dieser Mischnng der römischen und germanischen Be- 
völkernng entstanden die sogenannten romanischen Nationen mit 
ihren romanischen Sprachen: Italiener, Franzosen, Spanier 
und Portugiesen. 
Vor Beginn der Völkerwanderung hatten die Ger- 
uran en den Osten Europas bis Don' und Wolga inne 
gehabt. Die große Umwälzuug hatte sie nach Westen ge¬ 
trieben. Das bis dahin germanische Gebiet aber wurde 
von nachrückenden slavischen Stämmen besetzt. So erhielt 
Europa im Lause der Völkerwanderung die Gliederung, die es 
noch heute zeigt: einen romanischen Südwesten, eine germanische 
Mitte nnd einen slavischen Osten. — In gleicher Weise hatten 
sich auch auf germanischem Boden die Wohnsitze der ein¬ 
zelnen Völker mannigfach verschoben. Im Nordwesten, 
im untern und mittlere» Rheinthal faßen die Franken 
und an der Nordfeeküste fowie auf den vorgelagerten 
Jnfeln die Friesen; den eigentlichen Norden bewohnten 
die Sachsen; in der Mitte — vom Main bis Harz und 
Elbe — hatten die Thüringer fich niedergelassen; südlich 
von den Franken — im oberen Rheinthal bis zum Lech — 
saßen die Alemannen und jenseit des letztgenannten Flusses, 
im südlichen Deutschland, die Bayern. 
Kunze, Lehrstoff. 11. Cursus II. 3
	        
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