Äus der deutschen Urzeit.
(Vergl. Cursus I, pag. 1 —10).
I.
Das Kolk der Germanen.
1. Sie Germanen sind ein Zweig des großen arischen oder
indogermanischen Völkerftammes.
Die ursprüngliche Heimat der Arier war das Hochland
von Mittelasien (= zwischen den Abhängen des indischen
Kaukasus und dem kaspischen Meere). Hier führten sie ein ein¬
faches Hirten- oder Nomadenleben; eigentlicher Ackerbau war ihnen noch
fremd; aber unsre Haustiere (— Hund, Rind, Pferd, Schaf, Ziege, Schwein)
waren alle schon als solche bekannt und gebraucht. „Die wichtigste Rolle
spielte die Kuh; nach ihrem Besitz bestimmte sich der Reichtum; sie war
die Hauptbeute int Krieg, und nach der zn ihrem Unterhalt nötigen Weide
wurden die Gebiete der Stämme abgeteilt" (- Gan ist verwandt mit Kuh).
„Man genoß das Fleisch der Tiere, hatte ein gebrautes Getränk, wußte
Kleider zu weben und ein einfaches Haus zu bauen." Aus Holz und
Thon fertigte man Gefäße und Geräte, aus Stein und Eifen Waffen und
Werkzeuge. Von Anfang an war jenen arischen Urvölkern hohe geistige
Begabung eigen. Im Gegensatz zu der Vernunftlosen Kreatur nannten
sie sich selbst denkende Wesen. („Mann" heißt Denker; „Mensch" ist eine
abgeleitete Form des Wortes „Mann," in der älteren deutschen Sprache
lautete es menn -isr). „Den hellen Himmel, die regenbergende Wolke,
den zuckenden Blitz, den brausenden Wind, die unheimliche Nacht, die
rosige Morgenröte, das königliche Sonnenlicht verehrten sie als göttliche
Mächte."
Als infolge der wachsenden Volksmenge und der Ver¬
mehrung der Herden die Weidegründe nicht mehr zureichten, trenn¬
ten sich einzelne Zweige von dem gemeinsamen Stamme;
zwei blieben in Asien: südwärts zogen die Inder, westwärts
die Perser; vier wanderten durch die Pässe des Asien von
Europa scheidenden Kaukasus nach Europa: die südlichen Halb¬
inseln des Erdteils (— Griechenland und Italien) besetzten die
Hellenen und Italiker; im Westen ( Gallien, Oberitalien, Spanien,
Kunze, Lehrstoff. 11. EursuS II. 1