Full text: Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der allgemeinen (Kursus 2,2)

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Britannien, Irland) ließen sich die Kelten nieder; im Osten 
blieben die Slaveu; zuletzt trennten sich von diesen die 
Germanen. Sie stiegen von den Höhen des Kaukasus in die Fluren 
nördlich vom schwarzen Meer und verbreiteten sich, dem Laufe der 
Flüsse folgend (— Dnjestr aufwärts, Weichsel abwärts—) allmählich 
bis an die Ostsee. An den Küsten derselben erfolgte neue Trennung: 
der eine Teil ging über den Sund nach Skandinavien und 
bildete dort im Laufe der Zeit ein eigenes, den Germanen stammverwand¬ 
tes Volk; der andere blieb diesseits der Ostsee und breitete sich 
allmählich uach Süden und Westen aus. Die hier wohnenden Kelten 
wurden teils unterjocht, teils nach Süden in die Alpenländer, teils nach 
Westen über den Rhein nach Gallien gedrängt. 
2. So bewohnten zur Zeit Christi die Germanen das 
Land zwischen Nord- und Oftsee, Donau, Weichsel und Rhein. 
Ihre westlichen Nachbarn waren die Kelten, ihre östlichen 
die Slaven, ihre südlichen die Römer, ihre nördlichen die 
stammverwandten Skandinavier, später Normannen, d. h. Nord¬ 
männer genannt. 
Das Klima des Landes war rauh, der Winter lang und 
hart, die Lust nebelig uud feucht, der Boden teils sumpfig, teils 
bergig und mit dichten dunklen Wäldern bedeckt. Solcher 
Bergwald hieß „Hart"; der Name klingt in Spessart (= 
Spechtshart), Ardennen, Harz k. wieder. Riesige Eichen, Buchen 
und Tannen setzten ihn zusammen; Auerochsen und Elentiere, Bären und 
Wölfe, Luchse uud wilde Schweine hausten in ihm. 
Die Wiesen gaben reichliches Futter für Pferde und Rinder, für 
Schafe und Ziegen. Die wenn auch noch unvollkommen bebauten Felder 
lieferten Hafer und Gerste, Erbsen uud Bohnen, Rettige und Flachs. 
3. Von den Kelten — und durch diese von den Römern "— 
wurden unsre Vorfahren ,, Germanen" genannt. Der Sinn 
des Wortes ist nicht völlig klar: dem einen bedeutet er „Nachbarn," dem 
and ent „ Speermänner " (— von „ Ger" — Speer —), dem dritten 
„Waldgebirgsbewohner" und noch andertt „Rufer im Streit oder tobende 
Krieger" (— mit gewaltigem Anrufe stürzten sie sich aus den Feind —). 
Sie selbst nannten sich später (— seit etwa 900 n. Chr. 
—) ,,Deutsche", d. H. Volk. (Unser „deuten," d. H. etwas allen, auch 
dem Volke verständlich machen, hängt damit zusammen). — 
4. Körperlich zeichneten sich die Germanen ans: 
Durch hohen Wuchs (— Männer von 6 — 7 Fuß waren et¬ 
was Gewöhnliches; einer soll sogar 8 Fuß groß gewesen sein; noch Karl 
der Große maß sieben seiner eigenen Füße —), durch riesige Kraft 
(— als die Kimbern die Römer an der Etsch angriffen, rissen sie Baum¬ 
stämme mit den Wurzeln aus der Erde oder ergriffen Felsblöcke und 
schleuderten sie in den Fluß, um die von den Römern erbaute Brücke zu 
zerstören — Baumstämme von 40 und mehr Fuß Länge trug ein einzel¬ 
ner Mann mit Leichtigkeit aus der Schulter — als ein römischer Kaiser 
feindlichen Germanen Löwen entgegenschickte, hielten diese sie für große
	        
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