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Hunde und erlegten sie mit ihren Keulen —), durch außerordentliche
Gewandtheit (— mancher vermochte über deu Rücken von sechs neben¬
einander gestellten Pferden hinwegzuspringen, den Königssprung nannte
man das; geschickt verstand man die Keule so zu werfen, daß sie wie¬
der zur werfenden Hand zurückkehrte; nackte Jünglinge tanzten zwischen
scharfen Schwertern, ohne sich zu verwunden; reißende Ströme wurden
ohne Bedenken durchschwommen —), durch blaue Augen, rötlich¬
blondes Haar und Weiße reine Hautfarbe (— blaue Augen
und blondes Haar kamen freilich auch bei Kelten und Slaven vor —).
Tierfelle und gewebte Stoffe bildeten die Kleidung.
Die Wohnungen lagen meist abgesondert und zerstreut
(— wie noch jetzt viele Bauernhöfe in Westfalen und anderwärts —).
In der Mitte der Besitzung stand die aus unbehauenen
Baumstämmen (— sie waren nicht der Länge nach übereinander ge¬
schichtet, sondern Psahl an Pfahl neben einander gestellt, wie es das Wort
„Stockwerk" anzeigt—) und Lehm gebaute, mitRohr oder Stroh
gedeckte und nicht selten mit weißer Erde übertünchte Hütte.
Küche und Stube, Eß- und Schlafraum war eins. Öffnungen in der
Wand ließen Licht herein und Rauch hinaus. Das ganze Besitztum
aber wurde eingehegt oder eingefriedigt und hieß eine
Hufe (= Hofstätte nebst Gartenland, Acker, Wald und Wiese). Je
10 0 Hufen bildeten zusammen eine Hundertschaft oder
ein Dorf. Jedes Dorf hatte außer den geteilten Gütern noch eine un¬
geteilte oder allen gemeine Mark (— Allgemeine, Allmeine, Allmende), be¬
stehend in Waldungen, Weiden rc. — und von dieser ungeteilten Mark
wurde die Dorfgeuoffenschast selbst „Gemeine" oder „Gemeinde" genannt.
Alle zu einem Volksstamme gehörigen Hundertschaften oder
Gemeinden bildeten den Gau. — Städte waren unbekannt und
wurden wie Gefängnisse oder als Zeichen der Knechtschaft gescheut.
Jagd und Viehzucht gewährten den Hauptunterhalt,
jene Fleisch, diese Milch und Käse. Doch war auch der Ackerbau, wenn
auch nur in seinen ersten Anfängen, bekannt, und manche gewerbliche
Thätigkeit wurde gepflegt. Aus Thon bereitete man irdene Gesäße, aus
Eisen und Stahl Rüstungen und Waffen; Fraueu und Mägde verbuken
die Halmfrucht des Feldes zu Brot und spannen und verwebten die Faser
des Flachses zu bunten Gewändern, und wer an der See wohnte, ver¬
wandte den Fleiß auf Ausrüstung und Ausschmückung der Schisse. Handel
wurde nur weuig getrieben; bannn hatte man auch kein eigenes gemünztes
Geld; das eigentliche Tauschmittel war das Vieh.
5. Mutig und tapfer bekämpften die Germanen den
Feind. „Ihr Ungestüm machte den Widerstand unmöglich; in der Schlacht
ließen sie die Fäuste walten, dem Feuer gleich an Raschheit und Gewalt;
keiner hielt Stand gegen ihren Andrang."
Furchtlos und unerschrocken standen sie der Gesahr
und dem Schmerz gegenüber. Trotzig lachend ließ sich der Germane
zum Tode führen; schmachvoll wäre es gewesen, zu klagen.
Stolz wollten sie keinem nachstehen an Ehre und An-
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