Full text: Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (3 = Quarta)

XXIV. Prinz Wilhelm von Dräniert. 129 
sich selbst an der Wiederherstellung der Ruhe. Aber Philipp 
glaubte die Gelegenheit, die sich ihm darbot, die freiheitlichen 
Gefühle der Niederländer ein für allemal auszurotten, benutzen 
zu sollen und sandte als Vollstrecker seiner mitleidslosen Pläne 
seinen eisenharten Feldherrn, den Herzog von Alba, der 
(1567) mit einem auserlesenen spanischen Heere in den Nieder¬ 
landen ankam und bald die Generalstatthalterschaft übernahm. 
B. Der fretbeitskampf der Niederländer. 
Alba errichtete eine Schreckensherrschaft, die mit -Hilfe des 
„Blutrats" viele hervorragende Männer um Freiheit und Leben 
brachte. Der Hauptschlag sollte den trotzigen Adel treffen, als 
dessen Führer Prinz Wilhelm von Oranien und die 
Grafen von Egmont und Hoorn galten. 
Prinz Wilhelm war als Graf von Nassau der Sproß eines 
edlen Fürstenhauses, das Deutschland einst einen tüchtigen, aber 
unglücklichen König gegeben hatte (s. XIID). Hochgebildet, 
scharfsinnig und bedächtig ward er bald eine wichtige Persönlich¬ 
keit am Hofe Karls V. und erhielt von diesem die Statthalter¬ 
schaft der Grafschaften Holland, Seeland und Utrecht, in denen 
er sich große Beliebtheit erwarb. Dem argwöhnischen Philipp II. 
aber war er von Anfang an oerdächtig und zog sich dessen 
grimmen Haß zu, als er sich später dem Kalvinismus zuwandte, 
der trotz aller Ketzerverfolgungen über die nördlichen Nieder¬ 
lande sich verbreitete. Aus der Absendung Albas mit seinen 
Spaniern erkannte Wilhelm die schlimmen Absichten Philipps 
und begab sich daher nach Deutschland, um von hier aus für die 
Freiheit der Niederlande einzutreten. Nicht so klug waren die 
übrigen Häupter des Adels, die auf ihre Unschuld und auf die 
Gesetze vertrauten; besonders Graf Egmont, dessen Feldherrn¬ 
kunst Philipp II. zwei entscheidende Siege über die Franzosen zu 
dauken hatte, glaubte nicht an die Warnungen Oraniens. Er 
sowohl, wie Hoorn wurden verräterisch gefangen gesetzt, durch 
den Blutrat, der alle Häupter der Geufeu als Majestätsverbrecher 
erklärte, zum Tode verurteilt und auf dem Markte zu Brüssel 
enthauptet (1568). 
Immer schlimmere Form nahm die Schreckensherrschaft an; 
Ströme Blutes flössen, und Hunderte von Ketzern wurden ver¬ 
brannt; an Stelle der gesetzmäßigen Ordnung trat die Willkür¬ 
herrschaft des spanischen Henkers. Vergebens waren alle Vor¬ 
stellungen bei Philipp II., vergebens auch der Versuch Oraniens, 
mit einem auf seine Kosten geworbenen Heere von Deutschland 
Vogel, Geschichtsleitfaden. Puarta. 9
	        
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