Full text: Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 (3 = Quarta)

X. Markgraf Heinrich der Erlauchte. 57 
diese Familienverbindung der Anlaß, daß der Adel und die Städte 
des kaiserlichen Pleißengaues (s. VI D), die in den wilden 
Zeiten eines kräftigen Schutzes bedurften, dem jungen Albrecht als 
ihrem Herrn huldigten, wodurch dies wichtige Gebiet mit dem 
Besitze der Wettiner vereinigt wurde, freilich auf eine noch nicht 
rechtsgültige Weise. 
C. Die Erwerbung von Cbürirtgen. 
'Seit alten Zeiten (s. I B) war Thüringen mit dem Herzog¬ 
tum Sachsen verbunden. Die Rechte des Königs wurden durch 
die thüringischen Pfalzgrafen und, als diese bedeutungslos 
wurden, durch die thüringischen Landgrafen vertreten. In dieser 
Stellung tritt später ein unter Kaiser Konrad II. eingewandertes 
fränkisches Geschlecht hervor, das an der Werra bei Eisenach und 
an der unteren Unstrut, auch an der Lahn, große Besitzungen 
erwarb, und in dem sich der Name Ludwig vererbte. Um die 
Fürsten dieses Hauses, meist kräftige Herrschernaturen, hat sich 
ein reicher Sagenkranz gewoben. 
Ludwig der Springer erbaute die berühmte Wart¬ 
burg und ebenso die Feste Neuenburg über Freiburg an der 
Unstrut. Er war in die Kämpfe der Sachsen gegen Heinrich IV. 
und Heinrich V. tief verflochten und büßte hochbetagt die be¬ 
gangenen Gewalttaten, indem er als Klosterbruder in das von 
ihm gegründete Kloster Reinhardsbrunn eintrat. 
Sein Enkel Ludwig der Eiserne war ein Schwager 
Barbarossas, den er oft auf seinem Schlosse bei Freiburg be¬ 
herbergte (Sage vom Mauerbau). Von der furchtbaren, aber 
wohlverdienten Härte, die er dem zuchtlosen thüringer Adel be¬ 
wies, zeugen die Sagen vom Schmied von Ruhla und vom Adel¬ 
acker bei Freiburg. 
Landgraf Hermann spielte in den Thronkämpsen zwischen 
Philipp und Otto eine zweideutige Rolle und wurde wegen feiner 
Unzuverlässigkeit als des Reiches Wetterfahne bezeichnet. Er 
machte die Wartburg zum Mittelpunkt eines reichen höfischen 
Lebens und veranstaltete hier den sagenberühmten Sängerkrieg. 
Sein Sohn Ludwig der Heilige zeichnete sich wie seine 
Gemahlin Elisabeth von Ungarn durch Werke der christ¬ 
lichen Liebe aus. Als er während des fünften Kreuzzugs einer 
Krankheit erlegen war, erwies sich seine allem Weltlichen ab¬ 
gewendete Witwe als unfähig, die Regierung zu führen. Frommen 
Werken hingegeben und durch Selbstqualen entkräftet, starb sie 
noch jung und wurde bald nach ihrem Tode zur Heiligen erhoben. 
Wenige Jahre später erlosch das ruhmreiche Geschlecht mit
	        
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