XI. Die deutschen Städte. 59
Marken als erledigt erklärte und mit großer Kriegsmacht in die¬
selben einfiel. Als er (1296) das tapfer verteidigte Freiberg
erobert und sechzig seiner Bürger hatte enthaupten lassen, über¬
gab Friedrich, um die übrigen zu retten, die ihm noch verbliebenen
Burgen, darunter auch Meißen, und ging landflüchtig an den
Hof seines Schwagers, des Herzogs von Kärnten. Diezmann
aber verkaufte seine Ansprüche auf die Lausitz an die branden-
burger Markgrafen, bei denen er eine Zuflucht fand. Am Ende
des dreizehnten Jahrhunderts hatte das Haus Wettin alle seine
Gebiete verloren.
XI. Die deutschen Städte.
A. Sntstebung der deutschen Btädte.
Das ostrheinische Deutschland hatte zur Karolingerzeit keine
Städte; nur entlang dem Rheine und der Donau hatten sich, wenn
auch verödet, die alten Römerstädte erhalten, die zugleich meistens
Sitze von Bischöfen waren. Als nun die Bevölkerung mächtig
zunahm, füllten sich die Mauern rasch von neuem, und entlang
den alten Handelswegen beider Flüsse wuchs eine lange Reihe
volkreicher Städte heran: Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer,
Worms, Mainz, Köln, Augsburg, Regensburg, Passau, Salzburg.
Die in die Städte Einwandernden suchten vor allem dort die
Sicherheit für sich und ihre Habe, die ihnen das flache Land nicht
bieten konnte; sie hofften aber auch durch Teilnahme an dem
regeren Leben der Städte wirtschaftlich in die Höhe zu kommen.
Und diese Hoffnung erfüllte sich mit jedem Jahre mehr, als
Deutschland in den Welthandel hereingezogen wurde und durch
die Kreuzzüge, wie durch die Verbindung mit Italien das Han¬
dels- und Erwerbsleben gefördert wurde. Nunmehr entstanden
Städte auch im übrigen Deutschland.
Viele Städtegründungen schlossen sich an eine Festung (Gos¬
lar, Quedlinburg, Merseburg, Naumburg, Meißen, Bautzen
s. I D) oder an Pfalzen an, bald an die des Königs (Frank¬
furt a. M., Ulm, Nürnberg), bald an die eines Fürsten (Braun¬
schweig) oder eines Bischofs (Magdeburg, Halberstadt) oder an
ein Kloster (Pegau). Am Fuße der Mauern bildete sich eine
Niederlassung, die selbst schließlich mit einer Mauer umgeben
und so zum geschützten Wohnorte der Bürger wurde. Die Ab¬
haltung von Märkten, von kirchlichen und weltlichen Festen und
von Gerichtshandlungen lenkten immer neue Ströme von Ein¬
wanderern herbei, und die wachsende Menschenmenge bot einem
jeden lohnenden Verdienst.