II. Wald- und Heidepflanzen.
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§ 14. Das gemeine kriechende Astmoos ist das gemeinste Moos, das
überall auf Baumrinden, an Steinen und Zäunen und auf dem Boden
angetroffen wird. (Fig. 2.) Es wächst gesellig und bildet Rasen. Der
verzweigte Stengel ist dicht mit sitzenden, lanzettlichen Blättern besetzt. Bei
trockenem Wetter sind diese Blätter matt¬
grün gefärbt und liegen dicht am Stengel,
bei feuchtem Wetter sangen sie begierig
Wasser auf, werden schön grün und stehen
vom Stengel ab. Ans dem Moosrasen
erheben sich die dünnen, fingerlangen Spo¬
renträger. Die Früchte sind Kapseln oder
Büchsen, die mit einem Deckel oder einer
Haube versehen sind. In diesen Kapseln
entwickeln sich die Sporen, aus denen später Astmoos,
neue Moospflänzchen entstehen. Außer den
fruchttragenden Moosstengeln erscheinen auch andere, die an der Spitze
eine zierliche Blattrosette tragen.
Die Moose kommen überall vor, am häufigsten an schattigen, feuchten Orten und
in der kalten Zone. Sie wachsen in ausgedehnten polsterartigen Rasen an der Erde,
an der Wetterseite der Baumstämme, auf Dächern, an Mauern und auf den Felsen
der Gebirge. Sie schützen den Boden vor zu starker Austrocknung, vermehren den
Humus und bereiten den Boden für höhere Gewächse vor. Getrocknet dienen sie als
Streu und zu Polstern. Am wichtigsten sind die Torfmoose, die den Hauptbestandteil
des Torfes ausmachen. Indem diese nach oben beständig fortwachsen, während die
unteren Schichten absterben und vermodern, entstehen oft in kurzer Zeit bedeutende
Torflager.
§ 15. Die Flechten. An Bäumen, Zäunen, und Steinen findet man
oft einen gelblichen, grünlichen oder grauen Überzug von blatt- oder
lederartiger Beschaffenheit. Derselbe ist bei trockenem Wetter spröde und
oft schwer von seiner Ünterlage zu
trennen. Bei nassem Wetter erweicht ®'13-3*
er und., läßt sich leicht abkratzen.
Dieser Überzug besteht aus Flech¬
ten. Die Flechten sind Pilze, die
auf gewissen Algen schmarotzen. Sie
gehören zu den genügsamsten Pflan¬
zen; denn sie wachsen an nackten
Felsen ebenso wie auf dem kahlen
Boden und nehmen ihre Nahrung
einzig und allein aus der Luft. Der
untere Teil dient nur dazu, sie an
die Unterlage zu befestigen. Sie
werden in Rinden-, Stein- und
Erd flechten eingeteilt.
Die bekanntesten sind: die gemeine Schüsselflechte (Fig. 3), an Wänden und
Brettern, mit schüsselförmigen Sporenbehültern (a) und lappenförmigen Lagern (b).
®ie Renntierflechte überzieht die öden Flächen der Polarzone und gewährt den Renn¬
tieren ein nahrhaftes Futter. Das isländische Moos, auf den Gebirgen von Mittel¬
Schüsselflechte