Kolonisation. — Götterglaube.
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In Wirklichkeit mag sich diese dorische Einwanderung ganz allmählich, im Laufe
mehrerer Jahrhunderte, vollzogen haben. Die Sage machte aber daraus einen gewaltsamen
großen Kriegszug und nennt ihn die Dorische Wanderung.
Hm Ende der Völkerbewegung waren die Dorer die Herren in Südgriechen¬
land. In Mittelgriechenland aber konnten sie gegen den ionischen Staat Athen
nichts ausrichten. Dorer und Ionier waren die beiden wichtigsten Griechen¬
stämme.
Griechische Kolonien. Hb er die Wanderung und Ausbreitung vollzog sich da¬
mals nicht bloß im eigentlichen Griechenland. Schon frühzeitig hatten die Griechen
Me benachbarten Inseln besetzt und Niederlassungen gegründet. In der sogenannten
Dorischen Wanderung schwoll die Zahl griechischer Kuswandrer mächtig an. Alle
Inseln des Agäischen Meeres bedeckten sich jetzt mit griechischen Kolonien; auch
an der Küste Kleinasiens entstanden neue Knsiedlungen. Alle Griechenstämme
waren an diesen Unternehmungen beteiligt; doch die meisten Kolonien wurden von
Ioniern gegründet. Eine ganze Reihe ionischer Kolonien (z. B. Ephesus und TTtilet)
umsäumte die Mitte der kleinasiatischen Küste, so daß man später die Griechen Klein¬
asiens wohl sämtlich als „die Ionier“ bezeichnete.
In der Zeit jener Wanderungen breitete sich das Wohngebiet und zugleich auch
das Kultur gebiet der Griechen über alle Inseln und über weite Küstengebiete des
Ägäifchen Meeeres aus. Bisher waren die Herren dieses Meeres die Phönizier ge¬
wesen; nun wurde das Rgäiftche Meer allmählich zum „Griechenmeer .
Nach (Dsten wie nach Westen drangen seitdem wagemutige Hellenen an den
Mittelmeerküsten immer weiter vorwärts, und es entstand eine großartige Kette von
Pflanzstätten griechischer Sprache, Gesittung und strt. Sie reichte zuletzt von den
„Säulen des Herkules" bis in das Innere Kleinasiens, bis zu den Usern des Schwarzen
Meeres und bis nach Nordafrika; selbst in Ägypten faßten griechische Kaufleute
festen Fuß.
B. Götter und Helden.
1. Der griechische Götterglaube.
Wohl waren die Griechen das „vielgeteilte" Volk. Doch es gab auch so
manches unsichtbare Band, welches sie innerlich zusammenhielt. (Ein
solches Band war der gemeinsame Götterglaube.
ttatur und Gottheit. Uns umgibt eine Welt großartiger (Erscheinungen:
der Himmel mit feinem Sternenheer, das Reich der Lüste mit feinen Stürmen, mit
Blitz und Donner, die Erde mit ihrem ewigen Wechsel von werden und Vergehen,
das Meer mit feinem wetlenfpiel und mit feinen Schrecken, das Innere der Erde,
dessen Quellen die Blumen tränten und dessen Feuersgluten die Felsen erschüttern.
Noch heute haben wir diese Naturerscheinungen nicht in unserer Gewalt; „der
wind bläset, wo er will". Fiber die Erscheinungen selbst wissen wir uns zu erklären,
nämlich als die Wirkung verschiedener Naturkräfte. Anders erging es den
Menschen des Altertums, z. B. auch den Griechen. Sie standen der Natur noch