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Ddysseus: Bet den Krjflopen.
Heimkehr der Helden. Beutebeladen kehrten die Sieger nach der Heimat zurück,
mancher sich selbst zum Unheil, manch andrer erst nach langen Irrfahrten. Lin schmach¬
volles Schicksal erwartete Agamemnon, den ,,Hirten der Völker". Huf Anstiften seiner treu¬
losen Gemahlin wurde er bald nach der Heimkehr ermordet. Sein Sohn (vrest tötete dann
die eigene ruchlose Mutter. Dadurch rächte er den Vater, lud aber zugleich furchtbare Blut¬
schuld auf sein Haupt. Friedlos irrte er von Land zu Land, von den Rachegöttinnen,
den (Erinnqen, verfolgt. (Endlich flüchtete er sich, dem Rate der Götter folgend, nach Tauris
zu der geliebten Schwester Iphigenie. (Er führte sie in die Heimat zurück und löste den
Fluch, der auf ihm und feinem Haufe lastete.
f) Odysseus.
TTTtt Sehnsucht gedachte er feiner schönen Heimat Ithaka, feiner edlen Gattin
Penelope, auch seines Sohnes Uelemach, der während der langen Trennung vom Kind
zum Jüngling herangewachsen fein mußte. — Pallas Rthene war ihm gnädig gesinnt;
doch der Meergott Poseidon verfolgte ihn mit seiner Feindschaft. Darum mußte der
Held bei feiner Heimkehr von Troja die wechselvollsten Schicksale erdulden.
Den Haß Poseidons erregte Ddysseus auf folgende Weise. Nach mancherlei Aben¬
teuern landete er mit feinen zwölf Begleitern auf der Felfeninfel der Zyklopen. Das
waren ungeschlachte einäugige Riefen; doch ihr Vater war der Meergott. (Einer öer Ktjflopen
hieß Polpphem; er hauste mit feinen Schafherden in einer großen Felshöhle. Hier hielten
die Fremden (Einkehr. Sie fanden die Höhle verlassen und warteten, bis Polyphem samt
feinen Siegen und Lämmern zurückkehrte. Sobald jedoch der Unhold eintrat, warf er sie
zu Boden; kaum konnten sie ihm im Dunkel der Grotte entschlüpfen. Den (Eingang ver¬
schloß er, auch so oft er die Höhle verließ, durch einen Felsblock. (Ddqffeus gemahnte ihn
an 3eus, den Hüter des (Bastrechts. Der Riefe sprach mit Hohnlachen: „Was gilt Gott
Zeus den Zyklopen! Alle Götter miteinander werden dich und deine Freunde nicht retten!"
Darauf zerschmetterte er zwei der Gäste und verzehrte sie. So tat er auch am folgen¬
den Tage.
Da ersann ö)dt)ffeus einen Plan, wie er sich und die Übriggebliebenen retten könnte.
Als sie wieder in der Höhle verschlossen saßen, spitzten sie einen starken Pfahl zu und
härteten die Spitze im Herdfeuer. Sobald der Ktjflop zurückkehrte, bot (Vdysseus ihm den
leckeren Inhalt des mitgebrachten Weinschlauches, polyphem wurde freundlich gelaunt.
(Er sprach: ,,Gib mir noch eins zu trinken, und dann sage mir doch, wie du heißt!"
(Döqffeus antwortete dem trunkenen Riefen: „Ich habe einen seltsamen Hamen; Vater und
Mutter und alle Leute nennen mich Niemand?" Lallend sagte zuletzt der andre: „Run
will ich dir auch lohnen für deine Gabe. Dich nämlich verzehre ich erst zuallerletzt. Bist
du nun mit mir zufrieden, Niemand?" Dann streckte er die Riesenglieder aus und schnarchte.
Alsbald machten die Fremden die Pfahlfpitze glühend und stießen sie dem Schlafenden in
das einzige Auge. Dieser sprang auf. von feinem Schmerzgebrüll erzitterte die Höhle.
(Er tappte umher, die Menschlein zu ergreifen, doch umsonst. Auf sein Geschrei sammelte
sich das ganze Kpklopengefchlecht vor der Höhle. „tDer bringt dich um, polpphem?" riefen
die Brüder draußen. „tDer tut dir etwas zuleide?" Polpphem antwortete: „niemand
bringt mich um, ihr Freunde; Niemand tut mir etwas zuleide!" Da sprachen jene:
„Warum schreist du dann so?" und gingen von dannen. Nun tastete sich polpphem zum
Ausgange, stieß den Stein hinweg und setzte sich nieder; feine Schafe zogen an ihm vorbei
ins Freie. (Er strich mit feinen Händen über ihren Rücken hin, damit keiner der Griechen