Germanenreiche.
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haft und unvergleichlich wie Held Marich gewesen, sollte auch seine Totenfeier sein.
In dunkler Nacht legte ein ganzes Volk Hand ans Werk und grub dem Busento
einen neuen Lauf. Dann bestatteten die Goten ihren König mitten im alten Flu߬
bette nach Germanenweise „mit der Rüstung auf dem Pferde."
Var westgotenreich. Die Westgoten wandten sich wieder nordwärts,- durch
Italien zogen sie nach Süd-Frankreich und Nord-Spanien, hier gründeten sie das
westgotenreich mit der Hauptstadt Toulouse; es war das erste germanische
Reich auf römischem Boden.
Vandalen. In kurzer Zeit wurden auch alle übrigen Provinzen des westreiches
eine Beute germanischer Völker. In Spanien waren schon vor den Westgoten andere
germanische Völker eingedrungen, z.B. die aus Schlesien hierher verschlagenen Van¬
dalen. Sie hielten den Süden und Westen der Halbinsel besetzt. Noch heut erinnert
an sie der Name der Landschaft Andalusien (= vandalusien). Unter ihrem Heerkönig
Genserich überschritten sie 429 die Meerenge von Gibraltar und gründeten in
Nordafrika das vandalenreich mit der Hauptstadt Karthago. Nordafrika aber
war die Kornkammer Horns, ohne welche das Stammland Italien nicht mehr wie
früher ernährt werden konnte. Das vandalenreich wurde während seiner kurzen Blüte¬
zeit durch seine Seemacht ein Schrecken des erschütterten Weltreiches.
Noch zwei andere Germanenvölker waren um dieselbe Zeit in die römische
Provinz Gallien erobernd eingedrungen: Burgunder und Franken. Die Bur¬
gunder hatten ursprünglich an den Gestaden und auf den Inseln der Dstsee ge¬
wohnt. Noch heute erinnert daran Bornholm, d. i. Burgunderholm, Burgunderinsel.
Durch die Völkerwanderung wurden sie bis an den Rhein verschlagen, wo sie um
Worms längere Zeit wohnen blieben (Nibelungen!). Endlich setzten sie sich im süd¬
östlichen Gallien fest. — Die Franken fluteten von ihren uralten Wohnsitzen am
Niederrhein in das nördliche Gallien herein. Neben Westgoten, Burgundern und
Franken behauptete sich eine Zeitlang nur noch in der Mitte und im Nordwesten
Galliens auch ein römischer Statthalter.
Der südliche Teil Britanniens war seit Cäsars Tagen eine römische Provinz.
Jetzt kamen von der Jütischen Halbinsel und der Elbmündung Kugeln und SflchfCtt
und gründeten um 450 das angelsächsische Reich.
Die Zerteilung des Weltreiches hatte begonnen, und überall waren
Germanen die (Erben der Römer.
Die Auslösung des weströmischen Reicher war schon jetzt beinahe vollendet.
Germanische Völker hatten von dem Reichskörper sämtliche Glieder losgerissen. Nur
der Rumps, Italien, war noch übriggeblieben. Doch auch diesem nahte jetzt der
Untergang. Drei Jahre nach dem hunnischen Schrecken brachen aus dem Mittelmeere
die Vandalen herein (455) und plünderten Rom 14 Tage lang. Das „römische"
Heer aber bestand aus germanischen Söldnerscharen, und diese hatten des Landes
Schicksal völlig in der Hand.
In der Stadt Rom fühlten sich in diesen Zeiten des Schreckens die Kaiser nicht
mehr sicher. Das alte Ravenna ward ihre letzte Zufluchtsstätte. Doch auch hier
blieben die Söldner die eigentlichen Herren: sie erhoben und stürzten die Kaiser nach