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Geschichte.
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Freund deutscher Kunst und Wissenschaft. In den Theatern wurden fortan
deutsche Stücke aufgeführt. An dem Hofe pflegte man deutsche Musik. In
Berlin ließ der König das schöne Brandenburger Tor (Bild 27) bauen. Es ist
geschmückt mit der Siegesgöttin, die sich auf einem von vier Rossen gezogenen
Kriegswagen erhebt.
2. Tie Französische Revolution. Um diese Zeit ging in Frankreich eine gewaltige
Staatsumwälzung vor sich. Durch die vielen Kriege Ludwigs XIV. und die Ver¬
schwendung Ludwigs XV. war das Land tief in Schulden geraten. Deshalb mußte
das Volk hohe Steuern zahlen. Die Bürger und Bauern hatten dieselben jedoch fast
27. Das Brandenburger Tor in Berlin.
Erbaur 1789—1793 von A. G. Langhaus nach dem Muster der Propyläen in Athen. Oben ein Bier-
gespann mit einer Viktoria aus Kupfer.
allein zu tragen; denn Adel und Geistlichkeit zahlten nur eine geringe Kopfsteuer, ob¬
gleich sie den größten Teil des Landes besaßen. Die Bauern wurden so gedrückt, daß
sie nicht die Mittel zur Bearbeitung ihres Bodens aufbringen konnten. Dadurch ging
der Ackerbau stark zurück, und die Not griff immer mehr um sich. Es gab Bettler,
Räuber und Diebe in großer Zahl. Dazu kam, daß in jener Zeit ungläubige Männer
durch ihre Schriften dem Volke die Religion und die Achtung vor dem Gesetz geraubt
hatten. Nach und nach wurde die Unzufriedenheit im Lande so groß, daß 1789 eine
Revolution ausbrach. Anfangs standen besonnene Führer an der Spitze der Unzu¬
friedenen; aber bald rissen grausame Männer die Gewalt an sich und verübten ent¬
setzliche Greuel. Viele Edelleute und wohlhabende Bürger flohen ins Ausland. Auch
der König Ludwig XVI., der mit einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Öster¬
reich vermählt war, versuchte zu fliehen, wurde aber auf der Flucht erkannt und nach
Paris zurückgebracht. Hier ließ man ihm zwar seine Würde; aber die Aufrührer be-