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des praktischen Verstandes, der Bote der Götter (an Haupt und
Füßen mit Flügeln abgebildet). 8) Hestia, Schwester des Zeus,
die Göttin des häuslichen Herdes und Glückes, die Begründerin
der Cultur und Gesittung; auf ihrem Heerde brannte das ewige
Feuer. 9) Artemis, ebenfalls eine Tochter des Zeus, die <
Göttin des Mondes und Schirmerin der Keuschheit, zugleich
Göttin des Waldes und der Jagd. 10) Aphrodite, die Göttin
der Liebe und Schönheit. 11) Ares, der Gott des Krieges
und der Tapserkeit. 12) Demeter, die 'Göttin der Fruchtbar¬
keit und des Landbaues. — Außer diesen Göttern gab es noch
eine Menge niederer Gottheiten, wie Themis, die Göttin der
Gerechtigkeit (mit Wage und Schwert abgebildet); Nemesis,
die Göttin der Rache und strafenden Vergeltung; die Erynien,
die Göttinnen des bösen Gewissens; nach gebüßter Schuld wurden
sie zu den wohlwollenden Eumeniden. Alle diese Gottheiten
wurden an geweihten Stätten, in Tempeln, an Altären mit
Opfern, Weihgeschenken, Gebeten, Reinigungen, durch Feste und
feierliche Umzüge verehrt. Aus der Stimme und dem Fluge der
Vögel, aus den Eingeweiden der Opferthiere und aus Träumen
suchte man den Willen der Götter zu erforschen. In wichtigen
Angelegenheiten wurde das Orakel befragt. Die Orakel waren
priesterliche Anstalten, in denen sich Menschen und Staaten in
ungewissen Verhältnissen Raths erholten. Solche Orakel waren
zu Dodoua (Zeusorakel) und zu Delphi (das des Apollo).
Die Priesterin des Orakels, Pythia genannt, saß im Innern
des Tempels auf einem goldenen Dreifüße über einem Erdspalte,
aus welchem kalte Gase aufstiegen. Durch diese in Ekstase ver¬
setzt, antwortete sie auf die ihr vorgelegten Fragen mit nnarti-
knlirten, fast unverständlichen Lauten und Worten, welche von
den Priestern ausgenommen, in Verse gebracht und als Orakel¬
sprüche den Fragenden mitgetheilt wurden. Meist hatten diese
Aussprüche einen Doppelsinn, so daß die Priester, wenn die von
den Fragenden gewünschte und erhoffte Erfüllung nicht eintraf,
sich auf den andern Sinn des Spruches berufen konnten.
g. Festspiele der Griechen. Das allgemeinste Band, welches
die Griechen unter einander verband, waren die heiligen Festspiele.
Bei diesen fühlten die politisch getrennten Staaten ihre Einheit
und näherten sich gegenseitig zu gemeinsamen Bestrebungen. _DL§
älteste griechische Geschichte kennt diese Festspiele nicht, erst in der
Zeit des allgemeinen Aufschwungs beginnen sie; im Laufe der
Zeit haben sie einen bedeutenden Einfluß auf die griechische Be-