Full text: Mittelalter (Theil 2)

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Versammlungen fanden alljährlich zweimal statt, im Herbste eine 
kleinere, nur vom Könige und den Großen des Reiches besucht, 
und im Frühjahre eine große, allgemeine Volksversammlung, welche, 
da sie meist im Monat Mai und aus offenem Felde abgehalten 
wurde, Maiseld hieß. Die Beschlüsse dieser Volksversamm¬ 
lungen erhielten jedoch erst durch die Genehmigung und Bestä¬ 
tigung des Kaisers Gültigkeit und Gesetzeskraft; der Kaiser unter¬ 
siegelte die Gesetze mit dem in seinen Degenknopf eingegrabenen 
Siegel. Zum Schutze der Reichsgrenzen wurden Grenzmarken 
errichtet und die Verwaltung und Beschütznng derselben den Mark¬ 
grafen übertragen, welche stets Truppenabtheiluugeu, gleichsam 
ein stehendes Heer, zur Verfügung hatten, um äußere Feinde so¬ 
fort abweisen zu können. Der Kaiser selbst hatte nur eine ge¬ 
ringe Zahl von stehenden Truppen, das Gefolge genannt; brach 
ein Krieg ans, so wurde der Heerbann aufgeboten; da hatten denn 
alle Vasallen des Königs, zu denen gar oft hochgestellte Geistliche, 
Erzbischöfe und Aebte gehörten, mit ihren Leuten zu ihm zu stoßeu. 
Außer diesen hatten sich alle Freien zum Kriegsdienste zu stellen. 
Für Ausrüstung hatte jeder zum Heerbann gehörige Mann selbst 
zu sorgen; die Reichen mußten sich sogar mit Lebensmitteln auf 
drei Monate versehen. War es ein Kriegszug von geringerer 
Bedeutung, so wurde nur ein Theil des Heerbannes und zwar 
der dem Kampfplatze zunächst wohnende, zur Heeresfolge entboten. 
Große Fürsorge wandte Karl der Pflege und Vervollkomm¬ 
nung der Muttersprache zu. Er befahl den Geistlichen, beim 
Gottesdienst auch die deutsche Sprache zu gebrauchen, und dem 
Volke das Vaterunser und die Glaubensartikel in deutscher Sprache 
zu lehren. Die altdeutschen Volks- und Heldenlieder ließ er sam¬ 
meln und ließ sich oft aus dieser leider wieder verloren gegan¬ 
genen Sammlung vorlesen; er legte den Winden und Monaten 
deutsche Namen bei, ja er soll sogar mit einigen gelehrten Män¬ 
nern eine deutsche Grammatik ausgearbeitet haben. 
Die Namen der Winde sind heute noch dieselben, wie sie Karl ibnett 
gegeben hatte: Ost, West, Süd und Nord; in der Benennung der Monate 
ist man wieder zu den lateinischen Namen zurückgekehrt; Karl hatte sie fol¬ 
gendermaßen genannt: Wintermonat, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, 
Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmonat. 
Auch Handel und Verkehr erfuhren durch ihn Erleichte¬ 
rung und Belebung; er führte gleiches Maß und Gewicht ein, 
gründete Handelsplätze, baute Brücken und Kanäle. — Die Kunst 
förderte er durch Erbauung von Kirchen uud Palästen. So ließ
	        
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