— 21 —
Versammlungen fanden alljährlich zweimal statt, im Herbste eine
kleinere, nur vom Könige und den Großen des Reiches besucht,
und im Frühjahre eine große, allgemeine Volksversammlung, welche,
da sie meist im Monat Mai und aus offenem Felde abgehalten
wurde, Maiseld hieß. Die Beschlüsse dieser Volksversamm¬
lungen erhielten jedoch erst durch die Genehmigung und Bestä¬
tigung des Kaisers Gültigkeit und Gesetzeskraft; der Kaiser unter¬
siegelte die Gesetze mit dem in seinen Degenknopf eingegrabenen
Siegel. Zum Schutze der Reichsgrenzen wurden Grenzmarken
errichtet und die Verwaltung und Beschütznng derselben den Mark¬
grafen übertragen, welche stets Truppenabtheiluugeu, gleichsam
ein stehendes Heer, zur Verfügung hatten, um äußere Feinde so¬
fort abweisen zu können. Der Kaiser selbst hatte nur eine ge¬
ringe Zahl von stehenden Truppen, das Gefolge genannt; brach
ein Krieg ans, so wurde der Heerbann aufgeboten; da hatten denn
alle Vasallen des Königs, zu denen gar oft hochgestellte Geistliche,
Erzbischöfe und Aebte gehörten, mit ihren Leuten zu ihm zu stoßeu.
Außer diesen hatten sich alle Freien zum Kriegsdienste zu stellen.
Für Ausrüstung hatte jeder zum Heerbann gehörige Mann selbst
zu sorgen; die Reichen mußten sich sogar mit Lebensmitteln auf
drei Monate versehen. War es ein Kriegszug von geringerer
Bedeutung, so wurde nur ein Theil des Heerbannes und zwar
der dem Kampfplatze zunächst wohnende, zur Heeresfolge entboten.
Große Fürsorge wandte Karl der Pflege und Vervollkomm¬
nung der Muttersprache zu. Er befahl den Geistlichen, beim
Gottesdienst auch die deutsche Sprache zu gebrauchen, und dem
Volke das Vaterunser und die Glaubensartikel in deutscher Sprache
zu lehren. Die altdeutschen Volks- und Heldenlieder ließ er sam¬
meln und ließ sich oft aus dieser leider wieder verloren gegan¬
genen Sammlung vorlesen; er legte den Winden und Monaten
deutsche Namen bei, ja er soll sogar mit einigen gelehrten Män¬
nern eine deutsche Grammatik ausgearbeitet haben.
Die Namen der Winde sind heute noch dieselben, wie sie Karl ibnett
gegeben hatte: Ost, West, Süd und Nord; in der Benennung der Monate
ist man wieder zu den lateinischen Namen zurückgekehrt; Karl hatte sie fol¬
gendermaßen genannt: Wintermonat, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-,
Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmonat.
Auch Handel und Verkehr erfuhren durch ihn Erleichte¬
rung und Belebung; er führte gleiches Maß und Gewicht ein,
gründete Handelsplätze, baute Brücken und Kanäle. — Die Kunst
förderte er durch Erbauung von Kirchen uud Palästen. So ließ