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ein Ritter sogleich nachsprengte, ihn zu retten, gelang es doch
nur, den Leichnam des Helden an das Land zu bringen.
In Europa und besonders in Deutschland konnte man gar
nicht an den Tod des geliebten und verehrten Kaisers glauben.
Im deutschen Volke erzählte man sich, der Kaiser sei nicht ge¬
storben, sondern lebe noch; er habe sich im Kyfshänser zu
längerem Schlafe hingesetzt und werde einst hervor kommen, um
das alte deutsche Reich in seiner Herrlichkeit wieder herzustellen
(vgl.: Friedrich Barbarossa von Fr. Ruckert).
f. Die übrigen Kaiser aus den Hohenstaufen. Auf Frie¬
drich I. folgte sein Sohn Heinrich VI. (1190—1197). Dieser
hatte schon als Reichsverweser Kämpfe mit Heinrich dem Löwen
zu bestehen, welcher aus England zurückgekehrt war. Als die
Nachricht von dem Tode seines Vaters eintraf, ordnete er die
Reichsangelegenheiten und unternahm einen Zug nach Italien, wo
er bis Neapel vordrang; aber eine in seinem Heere ausbrechende
Seuche nöthigte ihn zur schleunigen Rückkehr. Aus einem zweiten
Zuge brachte er durch Strenge mehrere Städte zur Unterwerfung,
entfremdete sich aber durch feine Härte die Herzen feiner Unter¬
thanen. Er starb in Messina 1197.
„ Nun wurde Deutschland in einen langjährigen Parteikamps
gestürzt: die ghibellinische Partei wählte Philipp von Schwa¬
ben und die welsische Partei den Sohn Heinrichs des Löwen,
Otto IV. zum Könige. Anfangs war Otto der Mächtigere;
als aber Philipp sich mit einigen Feinden aussöhnte, wuchs seine
Macht so sehr, daß auch der Papst bereit war, ihn anzuerkennen.
Da wurde Philipp 120.8 auf der Altenburg von dem Pfalzgrafen
x^tio von Wittelsbach ermordet. — Der zu dieser Zeit regierende
Papst Jnnocenz III. hat das Papstthum auf die höchste (Stufe
ferner Macht gehoben. Er vergab nach Belieben Länder, sprach
Königreiche zu und ab und machte sogar zwei mächtige Reiche dem
päpstlichen Stuhle zinspflichtig. Mit Zustimmung dieses Papstes
unterwarf sich Otto einer nochmaligen Wahl; er wurde wieder
gewählt und empfing nun auch die lombardische und die römische
Krone. Einiger Besitzungen wegen geriethen beide in Streit, in
^olge dessen der Papst Otto fallen ließ und den Sohn Heinrichs VI.,
Friedrich II., als Gegenkönig aufstellte. Dieser war in Pa¬
lermo erzogen worden und wurde nun als Enkel des Barbarossa
mit großem Jubel in Deutschland aufgenommen. Es gelang ihm,
--tto zurückzutreiben und sich die Zustimmung auch seiner Gegner
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