Full text: Biographien und Monographien (Teil 2)

General Fransecky mit den Pommern ein. Mit klingendem 
Spiel und lautem Hurra stürmten die letzteren die Höhen von 
Gravelotte hinan, und bald konnte der große Schlachtendenker 
Moltke dem Könige melden: „Majestät, der Sieg ist unser, der 
Feind ist aus allen Positionen geworfen." Beim Scheine des 
Wachtfeuers diktierte der 73jährige Monarch, der länger als zwölf 
Stunden zu Pferde gesessen, dem Grasen Bismarck die Sieges¬ 
depesche, die am folgenden Tage in ganz Deutschland die lebhafteste 
Freude hervorrief. 
Auf die Kunde von dem Ausgange der Riesenschlacht wandte 
sich Mac Mahon von Chalons aus nach Nordosten, um den 
Deutschen in den Rücken zu fallen, Bazaine die Hand zu reichen 
und so Metz zu befreien. Aber die deutschen Heerführer wußteu 
den kühn angelegten Plan zu vereiteln. Während Prinz Friedrich 
Karl und Steinmetz vor Metz zurückblieben, zog Kronprinz 
Albert von Sachsen mit der neugebildeten vierten Armee 
in nordwestlicher Richtung weiter, und Kronprinz Friedrich 
Wilhelm unterbrach seinen Marsch auf Paris, um Mac Mahon 
nach der Maas zu folgen. In mehreren siegreichen Gefechten, 
besonders bei Beaumont am 30. August, wurde der Feind an 
die belgische Grenze nach Sedan zurückgedrängt, wo es_ am 
1. September (1870) zur Entscheidungsschlacht kam. In einem 
Bogen hatten die Deutschen Sedan umstellt, und nach achtstün¬ 
digem Kampfe war die Einschließung der französischen Armee 
eine so vollständige, daß ihr kein Rückzngsweg mehr offen blieb. 
Am andern Tage, den 2. September, erfolgte der Abschluß der 
Kapitulation, durch welche das ganze Heer, 84000 Mann, kriegs¬ 
gefangen erklärt wurde; 30000 Mann waren schon vorher getötet, 
verwundet oder gefangen genommen und 15000 Mann auf bel¬ 
gischem Gebiete entwaffnet worden. Napoleon, der sich ebenfalls 
in Sedan befand, ergab sich dem Könige Wilhelm selbst. In 
dem an denselben gerichteten Briefe schrieb er: „Da ich nicht an 
der Spitze meiner Truppen habe sterben können, übergebe ich 
Ew. Majestät meinen Degen!" Er wurde nach dem Schlosse 
Wilhelms höhe bei Kassel gebracht, das ihm der König zum 
Aufenthalt angewiesen. „Welch' eine Wendung durch Gottes 
Führung!" 
Wie sehr das ganze französische Volk die Mitschuld an dem 
freventlich heraufbeschworenen Kampfe trug, sollte sich bald zeigen. 
Nach der Gefangennahme des Kaisers errichtete man zu Paris 
eine „Regierung der nationalen Verteidigung", und das 
erste Wort derselben war: „Krieg bis aufs Messer!" Alle 
waffenfähigen Mannschaften, Mobilgarden, Nationalgarden und 
Franctireurs (Freischützen), wurden aufgeboten, um neue Heere 
ins Feld zu stellen. Die Deutschen aber marschierten ohne Auf-
	        
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