Full text: Sagen und Geschichten (Teil 1)

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Kostbarkeiten ihres Gemahls auf Schiffe und segelte mit einer 
großen Zahl ihrer vornehmen Anhänger nach der Nordküste von 
Afrika ab, wo sich schon mehrere phönizische Kolonien befanden. 
Pygmalion wollte die Fliehenden verfolgen, ließ indes auf die 
Bitten feiner Mutter und auf die Drohungen eines Götterspruches 
sein Vorhaben wieder fallen. 
An der Stelle, wo sich die afrikanische Küste der Insel Sicilien 
am meisten nähert, wählte Dido einen günstig gelegenen Platz zur 
Gründung einer neuen Stadt aus. Dann richtete sie an die 
Bewohner der Gegend die Anfrage, ob sie ihr so viel Land ver¬ 
kaufen wollten, wie sich mit einer Ochsenhaut umspannen lasse. 
Bereitwillig ging man auf den seltsamen Handel ein, und der ge¬ 
forderte Preis wurde gezahlt. Da nahm Dido die Haut, zer¬ 
schnitt sie in lange schmale Riemen und umgrenzte damit einen 
Raum, der für ihren Zweck mehr als hinreichend war. Nun er¬ 
baute sie eine Burg, welche sie Byrfa d. i. Fell nannte, und um 
dieselbe die Stadt Karthago, die in der Folge zu hoher Macht 
und Blüte emporstieg. 
Einige Zeit nachher bewarb sich ein benachbarter König, der 
von der Schönheit und Klugheit Didos gehört, um die Hand 
derselben. Dido fürchtete sich den Antrag abzulehnen, fcheute in¬ 
des eben so sehr vor dem Ehebunde mit einem verachteten Bar¬ 
baren zurück. Sie errichtete darum einen Scheiterhaufen und 
gab sich in den hochaufschlagenden Flammen felbst den Tod. 
>jhre Mitbürger aber verehrten sie später als Schutzgöttin der 
Stadt und brachten ihr zur Erinnerung an jene That in einem 
dunklen Cypressenhaine blutige Menschenopfer. 
3. Psammetich. 
Um das Jahr 700 v. Chr. regierten zwölf Fürsten gemein¬ 
schaftlich über Egypten. Ein Götterspruch aber hatte ihnen ver¬ 
kündigt, daß demjenigen die alleinige Herrschaft beschieden sei, 
der aus einer ehernen Schale opfern würde. Nun traf es sich, 
daß bei einem Opferseste der Priester aus Versehen nur elf gol¬ 
dene Schalen herumreichte. Da nahm Psammetich, der letzte in 
der Reihe, seinen ehernen Helm und spendete daraus. Bei diesem 
Anblick gedachten die übrigen Fürsten der empfangenen Weissa¬ 
gung und gerieten in heftigen Schrecken. Weil sie jedoch bei 
näherer Untersuchung fanden, daß Psammetich ohne alle Absicht 
gehandelt habe, schonten sie seines Lebens und begnügten sich, ihn 
in die sumpfigen Gegenden des Nildelta zu vertreiben. 
Nicht weit von dem Verbannungsorte Psammetichs lag die 
heilige Stadt Buto mit einem berühmten Orakel. Dort erforschte 
er die Zukunft und erhielt den Bescheid: eherne Männer, die von 
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