Full text: Sagen und Geschichten (Teil 1)

cephalus, zum Kauf angeboten. Die besten Reiter versuchten ihre 
Geschicklichkeit, doch keinen ließ das Tier aufsitzen, und Philipp 
Leiahl endlich, es als unbrauchbar wegzuführen. Da bat Alexan¬ 
der, ihm selbst einen letzten Versuch zu gestatten. Er ergriff das 
Pferd beim Zügel, brachte es gegen die Sonne zu stehen, weil 
er bemerkt hatte, daß es vor seinem eigenen Schatten scheute, 
streichelte es eine Zeit lang, ließ dann leise seinen Mantel fallen 
und schwang sich plötzlich hinauf. Das Tier flog blitzschnell mit 
ihm davon, und Philipp zitterte für des Kühnen Leben. Als er 
ihn aber nach einer Weile umkehren und das Roß «ach Gefallen 
tummeln sah, rief er unter Frendenthrünen: „Mein Sohn, suche 
dir ein anderes Königreich, Macedonien ist für dich zu klem!" 
Bueephalus wurde später sein Schlachtroß, und als es im fernen 
Asien starb, gründete er eine Stadt, die er ihm zu Ehren Bnee- 
phala nannte. Trotz seiner ritterlichen Fertigkeit schätzte Alexander 
doch die Gaben des Geistes höher als körperliche Kraft und Ge¬ 
wandtheit. So oft er auch Wettspiele anstellte, stets erschien 
ihm der Wettstreit der Dichter und Mnsiker anziehender als das 
Wettlaufen und Wettringen. Die Dichtungen des Homer, der 
die Kämpfe vor Troja besungen hat, wußte er säst auswendig, 
und eine Abschrift derselben lag beständig unter fernem Kopf¬ 
kissen. Achilles war sein Vorbild, dem er in allen Dingen nach¬ 
zueifern strebte, wie denn überhaupt eine glühende Ruhmbegierde 
von Jugend aus in ihm wohnte. Selten traf die Nachricht von 
einem neuen Siege feines Vaters ein, ohne daß er schmeizlich 
ausgerufen hätte: „Ach, mein Vater wird mir nichts zu thun 
übrig lasten!" Als es galt, gegen die Griechen ms Feld zu 
ziehen, nahm er an der Spitze eines Heerhaufens am Kampfe 
teil und trug durch feine ungestüme Tapferkeit nicht wenig zu 
der Niederlage der letztem! bei. Kurze Zeit darauf wurde Phi¬ 
lipp ermordet, und Alexander bestieg in einem Alter von 20 Zähren 
den makedonischen Thron. 
13. Alerander der Große und Darins Kodomannns. 
Nachdem Alexander die aufrührerischen Griechen und Illyrier 
zum Gehorsam zurückgeführt hatte, rüstete er sich zum Kriege 
wider die Perser. Mit nur 35 000 Mann setzte er rm ^ahre 
334 Über den Hellespont, schlug ein zahlreiches feindliches Reiter- 
heer und durchzog hierauf wie im Fluge ganz Kleinasien. -Lei 
Jssus an der syrischen Grenze trat ihm der Perserkömg Darms 
Kodomannns mit einer zwanzigfach überlegenen Brettmacht ent¬ 
gegen. Aber ohne Zögern schritt Alexander zum Angriff, und 
nach kurzem Kampfe waren die Feinde in die flucht getrieben. 
Reiche Beute fiel in die Hände der nachsetzenden Maeedomer,
	        
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