Full text: Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 4)

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wallendem Jähzorn so weil, nach ihm mit dem Slock zu schlagen, 
selbst in Gegenwart fremder. 
Die vereitelte Flucht und ihre Folgen. Leutnant von Katt(e). 
Um dieser unwürdigen Behandlung ein Ende zu machen, beschloß 
Friedrich zu fliehen, und zwar nach England, wo er bei seinem Oheim 
Georg Schutz und liebevolle Ausnahme zu finden hoffte. Nur seiner 
Schwester Wilhelmine, die voll schwärmerischer Liebe an ihrem Bruder 
hmg, sagte er von seiner Absicht; der Königin vertraute er sich nicht an, 
damit sie nötigenfalls einen Schwur ablegen konnte, von der Sache 
nichts gewußt zu haben. Zwei junge Leute, Kalte und Keith, denen 
Friedrich sein Leid zu klagen gewohnt war, erklärten sich bereit, die 
Flucht zu unterstützen. Katte war Offizier, Keith diente als Page am 
königlichen Hofe. Bei einer Reise, die Friedrich Wilhelm nach Süd- 
deutschland unternahm, und aus der ihn der Kronprinz begleitete, sollte 
das gefährliche Werk vonstatten gehen. Aber der Plan wurde ver- 
raten, und des Königs Zorn war grenzenlos. Als er Friedrich erblickte, 
stürzte er sinnlos vor Wut auf ihn zu, um ihn zu erwürgen. Mit 
Mühe verhinderte es die Umgebung. Bei dem Verhör fuhr er den Sohn 
an, warum er habe desertieren (fliehen) wollen. Friedrich antwortete: 
„Weil Sie mich nicht wie Ihren Sohn, sondern nur wie einen nieder- 
trächtigen Sklaven behandelt haben. Auch habe ich nur getan, was 
Sie mir hundertmal gesagt haben, daß Sie es in meiner Stelle tun 
würden/' Diese Worte brachten die Leidenschaft des Königs auf den 
höchsten Grad, er zückte den Degen, um den Sohn zu durchbohren. 
Da warf sich der General von Mosel entschlossen dazwischen mit dem 
Rufe: „Töten Sie mich, aber schonen Sie Ihren Sohn!" Der König 
stutzt einen Augenblick, die Ossiziere umringen ihn, und Mosel nimmt 
die Gelegenheit wahr, den Prinzen in Sicherheit zu bringen. Der 
König aber ließ nun den Kronprinzen gesangen nach Küstrin führen 
und ihn, sowie dessen vertrauten Freund Kutte kriegsrechtlich be- 
handeln. Das Kriegsgericht verurteilte Katte zu lebenslänglicher Festungs- 
strafe; der König aber, dem das Urteil zu milde schien, verwandelte 
es in Todesstrafe. 
Hans Hermann von Katte besaß wohl jugendlichen Leichtsinn, 
ist aber kein schlechter Mensch gewesen. Als er jede Rettung ausge- 
schlössen sah, ist er starken Mutes und mit Fassung dem unvermeid- 
lichen Tode entgegengegangen. Er wurde in Küstrin mit dem 
Schwert vom Leben zum Tode befördert, vor den Augen des Krow 
Prinzen. Tief ergreifend ist der kurze Abschied von seinem geliebten 
„Jonathan", den er nach längerem Suchen an einem Fenster der 
Mensch, Weltgeschichte iv. 10
	        
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