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tit denen sie ihre Habe geborgen; indem sie Frauen ver-
stümmelten, Kinder marterten und den Frieden der Gräber störten.
Friedrich Wilhelm hatte zwar seinem Statthalter, einem Prinzen
von Anhalt, den Befehl zugehen lassen, gegen den Feind
Truppen zusammenzuziehen und neue zu werben, allein was
vermochte dieser gegen den übermächtigen Feind? Was half es
auch, daß die märkischen Bauern den heldenmütigen Entschluß
faßten, sich gegen ihre Feinde zu bewaffnen und dieselben aus
dem Lande zu treiben? *) Nur von dem Landesherrn konnte
eine Rettung kommen, wenn überhaupt eine solche zu er-
hoffen war.
Rathenow. Dieser hatte sein Heer unterdes verstärkt;
im Juni 1675 brach er von Schweinfurt auf, eilte nach Magde-
bürg und erreichte diese Feste, ehe die Schweden eine Ahnung
davon bekommen, daß er den Kriegsschauplatz verlassen. So-
gleich ließ er die Thore schließen, damit niemand dem Feinde
Botschaft bringen könnte. Nach kurzer Rast brach er wieder
auf, um über Genthin nach Rathenow zu gelangen, das im
Mittelpunkte der schwedischen Stellung lag. welche sich von
Brandenburg bis Havelberg erstreckte. Er hoffte die Stadt
überrumpeln, die beiden schwedischen Flügel auseinander-
reißen und sich in den Rücken des Feindes Wersen zu können.
Es war nur eine kleine Anzahl von Rettern, welche der
Kursürst für diesen Überfall zur Hand hatte, 5000 Kürassiere,
600 Dragoner, dazu 1000 Musketiere und 13 Geschütze; aber
diese Truppen waren von demselben Geiste beseelt, wie ihr
heldenmütiger Feldherr und wurden von Generalen befehligt,
welche Kriegserfahrung und Unternehmungsgeist in hohem
Maße besaßen, wie Derfflinger, Friedrich von Hessen „mit dem
silbernen Bein", Görtzke, Lüdecke, Götze.
Unterwegs erfuhr man von reisenden Kaufleuten, daß Oberst
Wangelin mit sechs Kompagnien seines Dragonerregiments
in Rathenow stehe, und dann von dem Landrate von Briest
*) Sie schrieben auf ihre Fahnen: „Wir sind Bauern von geringem
Gut und dienen unserem Kurfürsten mit Leib und Blut."