Full text: Sagen und Geschichten

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Deutsche Dichter von Luther bis Klopstock. 
Friedrich GotMeb Klopstock. 
F. G. Klopstock wurde 1724 zu Quedlinburg geboren. Nach gründlicher Schulbildung (Pforta bei Naumburg) 
studierte er Theologie in Jena. Hier begeisterte ihn der englische Epiker Milton, der Dichter des „Ver¬ 
lorenen Paradieses" zu eigenem poetischen Schassen, und dabei förderte ihn die Kunstlehre des Züricher 
Professors Bodmer: nicht aus der Nachahmung der Natur beruhe das Wesen der Poesie, sondern aus Empfin¬ 
dung und Einbildungskraft. Unter diesen Einflüssen begann er seine ersten Oden (Wingolf, 1747) und seinen 
„Messias" zu dickten, dessen erste 3 Gesänge 1748 erschienen (Dürrs Deutsche Bibliothek, Bd. 2, Nr. B, I). 
1751 nahm er die Einladung des dänischen Königs an, in Kopenhagen seinen Messias zu vollenden: sein 
Gönner hier war der Minister Graf Bernstorfs. Als Bernstorsf entlassen wurde, ging er mit ihm 1770 nach 
Hamburg. Hier ist er 1803 gestorben und in Ottensen unter höchsten Ehren begraben. — Er war 1754—1758 
verheiratet mit der Hamburgerin Meta Möller und von 1791 an mit deren Nichte Johanne Elisabeth 
von Winthem. 
44. König Friedrich 
1749. 
i. Die Schlacht geht an! Der Feind ist 
da! 
Wohlauf zum Sieg ins Feld! 
Es führet uns der beste Mann 
im ganzen Vaterland! 
r- Es braust das königliche Roß 
und trägt ihn hoch daher. 
Heil, Friedrich! Heil dir Held und Mann 
im eisernen Gefild! 
3> Sein Antlitz glüht vor Ehrbegier 
und herrscht den Sieg herbei! 
schon ist an seiner Königsbrust « 
der Stern mit Blut bespritzt. 
4- Streu furchtbar Strahlen um dich her 
Stern an des Königs Brust, 
daß alles tödliche Geschoß 
den Weg vorübergeh! 
5- Der Du im Himmel donnernd gehst 
der Schlachten Gott und Herr! 
Leg Deinen Donner! Friedrich schlägt 
die Scharen vor sich hin. 
«- Willkommen, Tod fürs Vaterland! 
Wenn unser sinkend Haupt 
schön Blut bedeckt, dann sterben wir 
init Ruhm fürs Vaterland! 
7. Wenn vor uns wird ein offnes Feld 
und wir nur Tote sehn 
weit um uns her, dann siegen wir 
mit Ruhm fürs Vaterland! 
8- Dann treten wir mit hohem Schritt 
auf Leichnamen daher! 
Dann jauchzen wir im Siegsgeschrei! 
Das geht durch Mark und Bein! 
9. Uns preist mit frohem Ungestüm 
der Brüutgam und die Braut; 
er sieht die hohen Fahnen wehn 
und drückt ihr sanft die Hand 
10. und spricht zu ihr: Da kommen sie, 
die Kriegesgötter, her! 
Sie stritten in der finstern Schlacht 
auch für uns beide mit! 
11. Und preist der Freudentränen voll 
die Mutter und ihr Kind! 
Sie drückt den Knaben an ihr Herz, 
und sieht dem König nach. 
12. Uns folgt ein Ruhm, der ewig bleibt, 
wenn wir gestorben sind, 
gestorben für das Vaterland 
den ehrenvollen Tod! 
45. Mein Vaterland. 
(1768.) 
1. So schweigt der Jüngling lang', 
Dem wenige Lenze verwelkten, 
Und der dem silberhaarigen, tatenum¬ 
gebenen Greise, 
Wie sehr er ihn liebe, das Flammenwort 
hinströmen will. 
2. Ungestüm fährt er auf um Mitter¬ 
nacht, 
Glühend ist seine Seele, 
Die Flügel der Morgenröte wehen: er 
eilt 
Zu dem Greis und saget es nicht. 
-. So schwieg auch ich. Mit ihrem 
eisernen Arm 
Winkte mir stets die strenge Bescheiden- 
Die Flügel wehten, die Laute schim¬ 
merte 
Und begann von selber zu tönen; allein 
mir bebte die Hand. 
». Ich halt' es länger nicht aus! Ich 
muß die Laute nehmen, 
Fliegen den kühnen Flug, 
Reden, kann es nicht mehr verschweigen, 
Was in der Seele mir glüht!
	        
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