Die Wetterpropheten.
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230. Die Wetterpropheten.
Um das Wetter vorher zu erfahren, hat man verschiedene Wege
eingeschlagen.
1. Zu den verhältnismäßig sichersten Angaben gelangt man mit
Hilfe des Wetterglases, des Barometers. Dieses allgemein bekannte
Gerät besteht aus einer mit Quecksilber gefüllten Glasröhre, die oben
geschlossen, unten an ihrem umgebogenen Ende offen isf. An der Glas-
röhre ist eine Teilung angebracht mit den verschiedensten Wetter-
bezeichnungen; am weitesten nach oben „sehr trocken“, dann „be—
ständig, dann „schön Wetter“ bis zum „Sturm“, der am weitesten nach
unten verzeichnet ist. Das Quecksilber in der Glasrõhire verändert nun seine
Stellung sehr oft und soll je nach seinem Stande das Wetter anzeigen.
Sind die Angaben des Barometers richtigꝰ und was für eine Bewandtnis
hat es mit diesem Quecksilber, das so genau das Wetter angeben kann?
Hierauf giebt die Wissenschaft fsolgende Antwort: Der Stand des
Quecksilbers in der Barometerröhre hat mit dem, was wir Wetter über-
haupt nennen, eigentlieh nichts zu thun. Er zeigt uns einzig und allein
die Stürke des Lustdrucks an. Drũückt die Luft stärker, ist sie schwerer
geworden, so steigt das Quecksilber in die Hõhe. Ist die Luft hingegen
leichter, dann drückt sie weniger stark, und das Quecksilber inkt.
Nun ist der Luftdruek nieht ohne Einfluß auf die Gestaltung des
Wetters. Die bkalte Luft ist schwerer und kommt mit den Nordost-
winden zu uns. Die warme, leichtere Luft hingegen strömt aus Süden
und Süũdwesten her. Das Quecksilber im Barometer wird daher hoch
stehen bei Nordostwinden und sinken, wenn südwestwinde herein-
brechen. Wir erinnern uns weiter, daß die kalten Nordostwinde über
eine grobe Länderstrecke zu uns ziehen, deshalb auch wenig Feuchtig-
keit enthalten; solange sie herrschen, haben wir daher meist trocknes,
klares Wetter. Die Südwestwinde aber äommen vom NMeere her und
sind mit Wasserdampf stark gesättigt. In unsern kälteren Gegenden
schlägt sich der Wasserdunst nieder, und die Südwestwinde bringen
meist Regen. Im allgemeinen ist es daher riehtig, daß bei hohem Stande
des Barometers klares Wetter, bei niedrigem Stande des Quecksilbers
aber Regen zu erwarten ist.
Regen und Sonnenschein hängen aber nicht vom Luftdruck allein
ab. Wer sein Barometer fleihig beobachtet, wird oft gefunden haben,
daß sein Wetterglas schönes Wetter anzeigte, während es draußen sehr
stark regnete, und umgekehrt. Daran ist aber das Barometer nicht
schuld, sondern der Verfertiger, der für jeden Stand des Quecksilbers
ein bestimmtes Wetter angiebt. In der That leistet das Barometer nur
das, was es zu leisten im stande istf. Es giebt an, ob die Luft schwerer
oder leichter geworden, ob sie stärker oder schwächer drückt. Wir
können daraus nur im allgemeinen Schlüsse auf das Wetter ziehen und
höchstens annehmen, daß das Wetter bald schlecht wird, wenn bei
klarem, schönem Himmel das Barometer, das die ganze Zeit hindurch
hoch gestanden hat, mit einem Nale stark sinkt.
2. WMenig Wert besitzen die sogenannten Wetterhäuschen. Sie
sind bekanntlich so eingerichtet, dab bei gutem Wetter der Mann oder