Full text: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte

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Aus der Geschichte der Neuzeit. 
Am 4. Juli 1630 landete Gustav Adolf mit einem Heere von 
13000 Mann an der Peenemünduug. Es bestand fast nur aus Schweden, 
die von Offizieren aus dem schwedischen Adel geführt wurden. Durch 
diefe Zusammensetzung unterschied es sich von den aus aller Herreu Ländern 
zusammengelaufenen Heeren ebensosehr wie durch eilte vou Gustav Adolf 
eingeführte strenge Mannszucht, geschicktere Einteilung, verbesserte Bewaff- 
nnng und eine Kampfweise, die ihm einen höheren Grad von Beweglich- 
feit und damit eine Überlegenheit über die schwerfälligen Schlachthaufen der 
damaligen Heere verlieh*). Wenn es auch zunächst noch aus der Heimat 
ergänzt werden konnte, so rechnete der König doch auf die Unterstützung 
der Protestantischen Fürsten und auf Zuzug aus den Reihen feiner evan- 
gelischen Glaubensgenossen. Er erließ ein Manifest an die Deutschen, 
in dem er die Gründe seines Auftretens rechtfertigte und sie einlud, mit 
ihm die allgemeine Freiheit zu verteidige::. Aber seine Aufforderung au 
die evangelischen Stände, sich ihm anzuschließen, fand bei ihnen keinen 
Widerhall, vielmehr schlössen Sachsen, Brandenburg und mehrere 
andere Reichsstände einen Bund, worin sie sich Schweden gegenüber 
neutral zu verhalten versprachen. Inzwischen erhob sich die Stadt 
Magdeburg, schon lange die Hauptburg des Protestantismus in Nord- 
dentschland, für ihn; er schickte ihr einstweilen den Obersten Dietrich von 
Falkenberg als Kommandanten, aber er konnte die Stadt, die von Tilly 
und Pappenheim belagert wurde, uicht entsetzen. Die Stadt wurde an: 
10. (20.) Mai erstürmt, unter maßlosen Greueln ausgeplündert und bis 
auf den Dom, das Liebfrauenkloster und wenige Fischerhütten von Plötz- 
lich allenthalben ausbrechendem Feuer, das unaufhaltsam um sich griff, 
in einen Aschenhaufen verwandelt. Tilly selber bezeichnete den Brand 
als „ein großes Unglück". Es scheint, daß Falkenberg und die Bürger 
selber das Feuer angelegt haben, um die feste und wichtige Stadt nicht 
zu einem Waffenplatz für die Ligisten werden zu lassen. Von 30000 E:n- 
wohnern blieben nur 15000 am Leben. Falkenberg fiel im Kampfe. 
Inzwischen war Gustav Adolf langsam vorgerückt. Er hatte den 
Herzog von Pommern zu einem Bündnis genötigt, mit dem König 
von Frankreich einen Bertrag geschlossen, in dem ihm dieser jährliche 
Hilfsgelder bewilligte, und die wichtigsten Plätze an der Oder besetzt; 
aber er bemühte sich lange vergeblich, seinen Schwager, den Knrfursten 
Georg Wilhelm von Brandenburg, zum Anschluß zu bewegen. Em 
Vertrag mit ihm kam erst zustande, als die schwedischen Kanonen Vör¬ 
den Toren Berlins aufgefahren wurden. Darauf überschntt Gustav 
Adolf die Elbe bei Werben, wo er ein festes Lager anlegte, und suchte 
auch Johann Georg von Sachsen für ein Bündnis zu gewinnen. 
*) Er macht' eine Kirche aus seinem Lager, ließ Betstunde halten, des Morgens 
cileich " Auch richtete er Feldschulen ein, in denen die Buben im Lager unterrichtet 
wurden; sie trugen ihren Vätern das Essen in die Laufgräben und wichen nicht von 
der Bank, wenn auch einschlagende Kanonenkugeln dm oder vier aus ihrer Mitte nieder- 
streckten".
	        
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