Full text: Zeit- und Lebensbilder aus der deutschen und sächsischen Geschichte

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2. Wie handeln die Sachsen? — Auch die Sachsen fangen sofort 
den Krieg an, als sie die Botschaft des Frankenkönigs erhalten haben, 
olme eine gerechte Ursache zu haben. Sie führen Krieg, weil sie den 
Thüringern ihr Land rauben wollen, also ans Habsucht. Auch bedenken 
sie sich nicht lange: in den Krieg zu ziehen, war ihnen ein Vergnügen. 
Sie sind noch Heiden, wie bic Thüringer, darum machen sie auch die 
Überlebenden zu Sklaven. 
3. Etwas müssen wir aber doch an den Heiden loben. — Die 
Sachsen und die Thüringer, ebenso anch die Franken, sind sehr tapfer. 
Zwei Tage kämpfen Franken und Thüringer, ohne zu ermatten. Die 
Sachsen erstürmten nach ihrer Anknnft gleich die Vorstadt; die Thüringer 
aber wnrden dadnrch nicht mutlos, auch dachten sie nicht. Wir haben 
nun zwei Feinde zu bekämpfen, da werden wir gewiß besiegt, sondern 
sie kämpften tapfer weiter bis in die Nacht. 
4. Was mißfällt uns aber an den Thüringern? — (Denkt daran, 
wie die Sachsen die Mauern ersteigen!) Die Thüringer find nicht wach¬ 
sam; sie verlassen sich darauf, daß ihre Feinde geradeso müde sind, als 
sie selbst, und lassen die Manern ohne Wachen. Wären die Thüringer 
wachsam gewesen, so wäre ihr Königreich vielleicht noch nicht unter¬ 
gegangen. 
5. Wie zeigen sich die Sachsen nach dem Siege? — Sie sind zwar 
Heiden, aber sie opfern doch fofort nach beirt Siege ihren Göttern, um 
sich für benfeiben bankbar zu erweisen. Es sinb fromme Hciben. 
6. Aber ber Frankenkönig benimmt sich noch schlechter, als vorher. 
— Er lockt beit Thüringerkönig zu sich unb ist jebcnfalls ber Anstifter 
von feinem Tobe, obgleich er ihm fein Wort gegeben hat, es solle ihm 
nichts Böses geschehen. Der Frankenkönig ist hinterlistig, wortbrüchig 
unb ein Mörber. 
7. Mit betn Thüringerkönig will freilich auch kein rechtes Mit leib 
in uns aufkommen. — Er vor allen hätte für gute Bewachung der 
Stabt sorgen müssen. Als er aber nach seiner Flucht bie Einlabnng 
bes Frankenkönigs erhielt, bürste er nicht so „leichtgläubig" ihr Folge 
leisten; denn er konnte wissen, baß bein Frankenkönige nicht zn trauen 
war, er mußte baran benfen, baß er ihm bie Treue gebrochen hatte 
unb ihm jetzt im Wege war. Aber er war wie mit Blindheit geschlagen, 
er raunte sozusagen in sein Unglück. Das war die Folge seiner Schlechtig¬ 
keit und gewiß auch die Strafe dafür. 
III. 1. Welches waren die Gedanken des Thüringerkönigs von An¬ 
fang an? —~ Er dachte, er allein fei zu schwach, um feinem Bruder 
das Reich zu nehmen, der Frankenkönig sollte ihm dabei helfen. Den 
diesem versprochenen Lohn aber wollte er auch behalten. Freilich war 
diese Rechnung falsch, er verlor nicht nur das Land, das er seinem 
Brnder abgenommen hatte, sondern kam dabei auch um sein ganzes 
Königreich und um sein Leben. (IV, 1.) 
2. Zweimal werden in diesen Kriegen Verbündete gesucht. — Der 
Thüringerkönig suchte zuerst Hülfe gegen seinen Bruber — bie Franken
	        
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