Full text: Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht

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Verbindung bleiben, wurden seit 1883 in mehreren überseeischen Ländern 
deutsche Kolonieen angelegt: zunächst im südwestlichen Afrika Lüderitzland 
(Nama-, Damara- und Ooambo Land, an Umfang bereits das Gebiet 
des Deutschen Reiches übertreffend), dann am Golf von Guinea Kamerun 
(so groß wie das Königreich Preußen) und To goland, an der Ostküste 
Afrikas Deutsch-Ostafrika (oon der Sansibarküste bis zu den großen 
Seeen reichend, fast doppelt so groß wie das Deutsche Reich) und in der 
Südsee das etwa ein Drittel des Deutschen Reiches betragende „Kaiser- 
W ilhelms-Land" auf Neu-Guiuea. Diese Kolonieen blühen unter der 
Fürsorge des Deutschen Reiches herrlich empor und bieten ein reiches 
Feld zur Verbreitung deutscher Sprache, Sitte und Gesinnung. 
Geistige Bildung. Kaiser Wilhelm war neben der Förderung des 
materiellen Wohles seiner Unterthanen auch fort und fort bestrebt, die 
geistigen Güter seines Volkes zu heben. Durch die unter seiner Regierung 
durch den Minister Dr. Falk im Jahre 1872 für Preußen erlassenen 
„Allgemeinen Bestimmungen" nahmen die Volksschulen, denen etwa 95% 
der Gesamtbevölkerung ihre Bildung verdanken, einen kräftigen Aufschwung; 
aber auch die übrigen Bildungsstätten wurden vermehrt oder erfuhren 
eine zeit- und zweckentsprechende Umgestaltung. Wenn Kaiser Wilhem bei 
seinen weitreichenden übrigen Aufgaben auch nicht Zeit fand, den Künsten 
seine besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, so geben doch die herrlichen 
Gemälde auf der im Jahre 1886 in Berlin veranstalteten Jubiläums¬ 
ausstellung, die Denkmäler auf der Grotenburg und dem Niederwald, das 
Lutherdenkmal in Worms, die in Berlin errichteten Standbilder und gro߬ 
artigen Bauten, sowie die Vollendung des weltberühmten Kölner Domes 
Zeugnis davon, daß viele Zweige der Kunst einen erfreulichen Fortschritt 
gemacht haben. 
Vor allen Dingen hat sich unter seiner Regierung auch die deutsche Hauptstadt 
immer großartiger und schöner entwickelt; sie ist seit 1871 im vollsten Sinne des Wortes 
zu einer Weltstadt geworden. Die Einwohnerzahl hat sich seitdem mehr als verdoppelt, 
viele alte Gebäude wurden niedergerissen und durch neue Prachtgebäude ersetzt; durch 
große Parkanlagen und Anpflanzungen im Umkreise und auf den Plätzen im Innern, 
sowie durch zahlreiche Denkmäler erhielt die Stadt ein schönes Gepräge, und durch eine 
vorzügliche Kanalisation unb Wasserleitung sind auch die gesundheitlichen Verhältnisse 
Berlins bebeutenb besser als die anberer Weltstäbte. In ausgezeichneter Weise ist für 
bte Armen uub Bebrängten Sorge getragen, unb es vergeht selten ein Monat, in dem 
nicht Abgesandte fremder Städte nach Berlin kommen, um die dortigen Wohlsahrts- 
unb anderen Einrichtungen genau kennen zu lernen und sie bann zu Hause nach¬ 
zuahmen. 
Die gefährlichen Bestrebungen der Umsturzpartei. Trotz der 
großen Erfolge aber, die Kaiser Wilhelm auf den verschiedensten Gebieten
	        
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