sich also beide Religionsparteien wieder drohend gegenüber, und es bedurfte
nur eines geringen Anlasses zum Ausbruche des Kampfes.
b. Veranlassung. Dieser Anlaß wurde in Böhmen gegeben. Auch hier
hatte die Reformation Eingang gefunden, und Kaiser Rudolf II. hatte den
protestantischen Böhmen durch den Majestätsbrief 1609 das Recht zugesichert,
ihre Religion frei ausüben, sowie Kirchen und Schulen bauen zu dürfen. Als
1612 des Kaisers Bruder Matthias nicht nur Kaiser, sondern auch König
von Böhmen wurde, überließ er, da er alt und schwächlich und oft krauk war,
die Regierung seinem Neffen Ferdinand von Steiermark, dem erbitterten
Gegner des Protestantismus. Zwar weigerten sich die Böhmen, diesen zu
ihrem Könige zu wählen, doch versprach er, die im Majestätsbriefe zugesicherten
Rechte achten zu wollen. Als er darauf nach Ungarn ging, um sich dort
huldigen zu lassen, brachen die Streitigkeiten ans. Die neu erbaute protestan¬
tische Kirche zu Klostergrab (bei Teplitz) wurde auf Befehl des Erzbischofs
von Prag niedergerissen, diejenige zu Braunau (an der schlesischen Grenze)
geschlossen. Als sich die Protestanten darüber beim Kaiser beschwerten, erhielten
sie eine ungnädige Antwort, welche große Aufregung und Erbitterung verur¬
sachte. Der Haß der Böhmen richtete sich besonders gegen die kaiserlichen Räte
Martinitz und Slawata. Ihnen schrieb man des Kaisers harte Antwort
zu, da man beide als erbitterte Feinde der Protestanten kannte. Am 2 3. Mai
1618 drang daher ein bewaffneter Haufe Protestanten unter Führung des
Grasen Matthias von Thnrn in das Prager Schloß und warf nach einem
heftigen Wortwechsel die beiden Rate samt ihrem unschuldigen Schreiber Fa -
bricius zum Fenster hinaus in den 16 Meter tiefen Schloßgraben. Wenn
diese auch mit dem Leben davonkamen, denn sie fielen aus einen Kehrichthaufen
und nahmen feinen Schaden, so war doch diese Gewaltthat die äußere Ver¬
anlassung zu dem unheilvollsten Kriege, der jemals in Deutschland gewütet hat.
c. Avfall der Böhmen und Wahl eines Königs. Jetzt vertrieben die
Böhmen des Kaisers Statthalter, setzten eine eigene Regierung von 30 Edel¬
leuten ein und rüsteten ein Kriegsheer ans. Als nun Ferdinand von Steier¬
mark 1619 zum deutschen Kaiser gewählt wurde, erklärten ihn die Böhmen
der böhmischen Königskrone für unwürdig und wählten den jungen Kurfürsten
Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union, zu ihrem Könige. Lange
schwankte der Kurfürst, ob er die gefährliche Krone annehmen solle. Die Stimme
seiner stolzen Gemahlin Elisabeth, der Tochter des Königs von England, gab
endlich den Ausschlag. Sie meinte: „Ich will lieber an der königlichen Tasel
Brot essen, als an dem kurfürstlichen Tische schwelgen." So nahm Friedrich
die verhängnisvolle Krone an und zog unter großem Prunke von Heidelberg
nach seiner neuen Residenzstadt Prag. Mit verschwenderischer Pracht wurde
dort die Krönung gefeiert, und Fest folgte auf Fest.
d. Schlacht. Inzwischen schloß Kaiser Ferdinand mit Maximilian von
Bayern nnd der Liga ein Bündnis. Der Feldherr der Liga, Tilly, rückte nun
mit seinem Heere in Böhmen ein. Ohne Widerstand zogen sich die Böhmen
bis unter die Mauern von Prag zurück. Hier, auf dem weißen Berge, kam
es 1620 zur Entscheidungsschlacht. Friedrich selbst war tags vorher nach Prag
geeilt, um in der Nacht besser ruhen zu können. Während er an reichbesetzter
Mittagstafel schwelgte, wurden seine Truppen in weniger als einer Stunde
in die Flucht geschlagen. Zwar machte er den Versuch, die wilde Flucht zu