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hemmen, doch hörte niemand auf ihn. Da man keine Vorbereitungen zur Ver¬
teidigung Prags getroffen hatte, mußte er mit Weib und Kind eiligst fliehen.
Er ging nach Schlesien. Küstrin, Berlin uud endlich nach den Niederlanden.
Von der Reichsacht getroffen, irrte er von Land zu Land, um endlich auf
fremder Erde zu sterben (in Mainz 1632). Kein Wunder, daß man für einen
solchen König nur Hohn und Spott hatte und ihn den „Winterkönig"
nannte. Weshalb?
e. Strafgericht. Wenige Monate genügten, um Böhmen, Mähren und
Schlesien dem Kaiser aufs neue zu unterwerfen. Nun begann ein hartes
Strafgericht über das unglückliche Land. Mit eigener Hand zerschnitt Ferdinand
den Majestätsbrief; 27 der vornehmsten protestantischen Edelleute wurden auf
dem Marktplatze zu Prag hingerichtet. Hunderte aus dem Volke hatten das¬
selbe Schicksal; die meisten Protestanten büßten ihr Vermögen ein, denn sie
wurden ihrer Güter beraubt; die protestantischen Geistlichen mußten das Land
verlassen; in den evangelischen Kirchen wurde wieder katholischer Gottesdienst
gehalten; mehr als 30 000 Familien wanderten aus und suchten sich in den
protestantischen Nachbarländern, besonders in Sachsen, eine neue Heimat. Mit
den eingezogenen Gütern belohnte der Kaiser seine hohen Offiziere und die in
das Land zurückkehrenden Mönche. Tilly durchzog nun mit feinen wüsten
Scharen die Pfalz und raubte und plünderte sie ans. Ans einem Fürsten¬
tage zu Regensbnrg 1523 wurde dann Friedrich V. abgefetzt; die Pfalz
hörte aus, ein Kurfürstentum zu sein; dagegen wurde Bayern zum Kur¬
fürsten tume erhoben und erhielt die Oberpfalz. Damit schien der Krieg
beendet.
2. Der niedersächsisch - dänische Krieg, a. Christian IV. von Däne¬
mark. Jetzt trat das Bestreben des Kaisers und der katholischen Fürsten, die
katholische Kirche wieder zur Alleinherrscherin zu machen, immer deutlicher hervor.
Von der Pfalz ans zog Tilly den Rhein hinab nach Westfalen, und überall,
wohin er kam, setzte er an Stelle der lutherischen Geistlichen wieder katholische
ein; und wo ein früheres Kloster in eine Schule oder in eine Anstalt für
Arme und Kranke verwandelt worden war, da vertrieb er die Lehrer und
Schüler, die Armen und Kranken und räumte das Kloster wieder Mönchen
oder Nonnen ein. . Tilly bedrohte zunächst den niedersächsischen Kreis,
ungefähr das Land nördlich vom Harze, zwischen Weser und Elbe, dazu noch
Holstein und Mecklenburg. Der bedrohte Kreis wählte daher den König
Christian IV. von Dänemark zn seinem Kriegsobersten. Dieser war, obgleich
ein fremder Fürst, doch als Herzog von Holstein zugleich deutscher Reichssürst.
Er wurde von England und Frankreich mit Geld unterstützt. Und so begann
ein neuer Abschnitt des Krieges.
b. Wallenstein. Bisher hatte der Kaiser alle seine Erfolge dem Bayern¬
herzoge Maximilian und dessen Feldherrn Tilly zu danken. Endlich beschloß
er, ein eigenes Heer aufzustellen. Da er aber nicht die Mittet dazu hatte,
so nahm er das Anerbieten eines böhmischen Edelmanns, ihm auf eigene
Kosten ein Heer zu werben, gern an. Dieser Edelmann war Albrecht von
Wallenstein, der, von protestantischen Eltern erzogen, später zur katholischen
Kirche übergetreten war. Er hatte sich in mehreren Schlachten, zuletzt am
weißen Berge bei Prag, in hervorragender Weise ausgezeichnet. Einer der
reichsten Herren des Landes, hatte er 1621 bei dem Strafgerichte des Kaisers