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über Böhmen 60 Güter, deren Besitzer vertrieben worden waren, auf einmal
gekauft. Für das Anerbieten, dem Kaiser ein Heer auf eigene Kosten zu
werben, verlangte er nur den unbeschränkten Oberbefehl über dasselbe. Gern
ging der Kaiser auf Wallensteins Vorschlag ein und machte ihn zum Herzog
von Friedland. Wallensteins Grundsatz war: „Der Krieg muß den Krieg er¬
nähren." Was er daher seinen Soldaten an Sold auszahlte, das mußten die
Dörfer und Städte, die er anf seinen Kriegszügen berührte, doppelt und drei¬
fach an Kriegssteuern wieder entrichten. Jede von Soldaten berührte Ortschaft
wurde gebrandschatzt, d. h. die Führer verlangten von den Einwohnern eine
hohe Summe Geldes unter der Drohung, die Häuser niederzubrennen, wenn
es nicht herbeigeschafft werde. So hielt es Tilly mit dem Heere der Liga, so
wollte es auch Wallenstein treiben. Bald hatte er ein glänzendes Heer bei¬
sammen; denn die Soldaten lebten damals von Raub und Plünderung, uud
nicht selten erwarben sie sich große Reichtümer, während der Bürger und
Bauer hungerte und seines Lebens und Eigentums nicht sicher war. Die
Soldaten Wallensteins stammten aus allen Ländern Europas. Im Dienste
äußerst streng, war er doch nachsichtig bei Raub und Plünderung, so daß er
von seinen Soldaten fast vergöttert wurde.
c. Wallenstein und Ernst von Mansfeld. 1626 griff Wallenstein den
Grafen von Mansfeld, einen tapferen evangelischen Heerführer, bei Dessau an,
schlug ihn und nahm ihm alles Geschütz und den größten Teil seines Kriegs¬
volks. Von Wallenstein verfolgt, zog der Mansfelder mit dem Reste seines
Heeres durch Brandenburg, Schlesien und Mähren nach Ungarn, um im Bunde
mit dem Fürsten dieses Landes die Schrecken des Krieges nach Österreich,
Steiermark u. s. w. zu tragen. Wallenstein folgte mit feinem Heere nach. In¬
zwischen hatte der Ungarnfürst mit dem Kaiser Frieden geschlossen, und da
dem Mansfelder der Rückzug abgeschnitten war, so entließ er seine Soldaten,
verkaufte fein Geschütz und wollte mit wenigen Begleitern durch Bosnien nach
Venedig und von da zu Schiffe nach England. Unterwegs wurde er jedoch
von einem heftigen Fieber befallen, und als ihn der Arzt aus sein baldiges
Ende aufmerksam machte, ließ er sich seine Kriegsrüstung anlegen, gürtete den
Degen um und erwartete, anf zwei seiner Begleiter gestützt, stehend den Tod.
ä. Krieg gegen Christian IV. Inzwischen kämpfte Tilly gegen Christian IV.
Anfangs siegreich, wurde der Dänenkönig 1626 bei Lutter am Barenberge,
am Nordabhange des Harzes, geschlagen. Tilly drang nun bis an die untere
Elbe vor. 1627 kam Wallenftein aus Ungarn zurück, zog durch Schlesien und
die Lausitz, brandschatzte Brandenburg und eroberte die Herzogtümer Mecklen¬
burg, deren beide Herzöge er verjagte. Nun verband er sich mit Tilly, und
die kaiserlichen Scharen eroberten Holstein, Schleswig, Jütland und jagten den
Dänenkönig auf seine Inseln. Dieser mußte froh fein, als er im Frieden
zu Lübeck 1629 alle seine Länder zurückerhielt; er mußte nur versprechen,
sich nicht wieder in deutsche Angelegenheiten mischen zu wollen. Wallenftein
aber erhielt von feinem dankbaren Kaiser das Herzogtum Mecklenburg.
e. Walleusteiu vor Stralsund. Bald war dem ehrgeizigen Wallenftein
das Herzogtum Mecklenburg zu klein; er wollte es durch Pommern vergrößern.
Auch die Gründung einer Flotte für den Kaiser beabsichtigte er. Deshalb
wollte er die Hansastadt Stralsund zwingen, kaiserliche Besatzung aufzunehmen.
Als die Bürgerschaft sich dessen standhaft weigerte, rückte er 1628 mit einem
Kornrumpf, Geschichtsbilder für Preußen. 8