Full text: Vaterländische Geschichtsbilder

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den Sohn und Nachfolger der Kaiserin Elisabeth, der sein eifriger Verehrer 
und Bewunderer war. Dieser „Welt in Waffen" hatte Friedrich nur sein 
tapferes Heer, seine bewährten Generale, den Opfermut seines Volkes und 
seinen eigenen schöpferischen Geist entgegenzusetzen. Einen Bundesgenossen 
fand er in feinem Oheime, dem Könige Georg II. von England, der zugleich 
Kurfürst von Hannover war. Dieser unterstützte ihn durch Hilfsgelder, später 
auch durch Soldaten. Auch Hessen, Kassel, Brauuschweig, Gotha, Lippe und 
Anhalt traten auf seine Seite. Friedrichs Feinde hatten den Angriff erst 1757 
beschlossen. Um ihnen zuvorzukommen, begann er bereits 1756 den Kamps. 
1756. Im August überschritt Friedrich plötzlich mit 70000 Mann die 
sächsische Grenze und nahm ganz Sachsen in Besitz. Das sächsische Heer, 
17 000 Mann stark, wurde bei Pirna von Friedrich eingeschlossen. Dieser 
hatte nach der Besetzung Sachsens auch Böhmen in raschem Zuge nehmen 
wollen. Allein die zähe Standhaftigkeit der sächsischen Armee vereitelte diesen 
Plan. Als nun zu ihrer Befreiung die Österreicher unter Feldmarschall 
Brown aus Böhmen heranrückten, ging ihnen Friedrich mit einem Teile seiner 
Truppen entgegen und schlug sie bei Lobositz an der Elbe. Bald darauf 
zwang der Hunger auch die Sachsen zur Übergabe; noch 14000 Mann stark, 
streckten sie das Gewehr und ergaben sich als Kriegsgefangene der Gnade des 
Preußenkönigs. Dieser steckte die gemeinen Soldaten unter sein Heer, zu 
seinem großen Schaden; denn sie liefen später haufenweise davon. Dagegen 
gaben die Offiziere ihr Ehrenwort, in diesem Kriege nicht wieder gegen Preußen 
zu kämpfen. Dann bezog Friedrich feine Winterquartiere in Sachsen, während 
der sächsische Kurfürst August III. erst auf die Festung Königstein und dann 
nach Polen flüchtete, das er gleichzeitig als König regierte. 
1757. a. Prag. Friedrichs Einfall in Sachsen hatte alle seine Feinde 
in Bewegung gebracht. Mit höchstens 200000 Mann mußte er den Kampf 
gegen 500000 Feinde aufnehme«. Sein gefährlichster Feind war Österreich. 
Im Frühjahre 1757 brach Friedrich daher in Böhmen ein und drang bis 
Prag vor. Auf den Anhöhen um die Festung hatten sich die Österreicher unter 
Brown verschanzt. Die Stellung war sehr fest, fast unangreifbar, allein 
Friedrich mußte rasch siegen oder seine Sache verloren geben. Am 6. Mai 
befahl er den Angriff. Der 73jährige Feldmarfchall Schwerin, der erst am 
Morgen mit ermüdeten Truppen angekommen war, riet, den Angriff auf den 
folgenden Tag zu verschieben. Friedrich aber meinte: „Frische Fische, gute 
Fische!" Da rückte der alte Held den Hut lies in die Augen und sagte: 
„Muß es denn heute geschlagen sein, so will ich den Feind angreifen, wo ich 
ihn sehe." Und nun ging es gegen die feindlichen Anhöhen. Man hatte sich 
über den Boden getäuscht und für Saatfelder gehalten, was sich als Sumpf 
erwies. Diese Sümpfe erschwerten das Vorrücken. Das furchtbare Kanonen* 
feuer der Österreicher streckte ganze Reihen nieder. Schon wankte das preußische 
Fußvolk, da sprang Schwerin vom Pferde, riß einem Fähnrich die Fahne aus 
der Hand, stellte sich an die Spitze und rief: „Heran, meine Kinder!" Bald 
aber sank er, von fünf Kugeln durchbohrt, zur Erde. Der Tod des geliebten 
Führers entstammte die Soldaten zur äußersten Tapferkeit. Immer neue 
Bataillone drangen vor und sanken dahin; fast alle Generale sprangen vom 
Pferde und führten ihre Truppen persönlich dem Feinde entgegen; endlich 
führte Friedrich selbst die Entscheidung herbei, nahm nach fürchterlichem Blut-
	        
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