142 VI. Deutschland als Kolonialmacht.
Durch die Erwerbung von Kiautschou 1897 hat das Deutsche Reich
auch in Ostasien festen Fuß gefaßt. Damit war der deutschen Kolonial-
Politik ein neues wichtiges Gebiet eröffnet worden, dessen hohe Bedeutung
noch die Zukunft lehren wird.
2. Deutsche Kolonialaufgaben.
Die Frage, welche wichtigen Aufgaben Deutschland in seinen Kolonien
zu lösen hat, beantwortet n. a. in kurzer, aber trefflicher Weise Soyanr
in seinem Werke: „Deutsche Arbeit in Afrika" etwa folgendermaßen: Es
gehört dazu Untersuchung des Landes in Bezug auf Bodengestaltung und
Bodenbeschaffenheit, Erforschung seiner geologischen, klimatologischen und
sanitären Verhältnisse, Untersuchung der Flüsse mit Rücksicht auf ihre
Stromentwickelung und Schiffbarkeit', der Tier- und Pflanzenwelt Hinsicht-
lich ihrer kolonialzwecklichen Bedeutung, Organisierung des Handels mit
den Binnenvölkern, Anlage von Versuchsstationen uud Plantagen, Er-
ziehung der Eingebornen durch Religion, Schule und Arbeit — sei es in
den Plantagen oder in den Faktoreien als Handwerker — zur Kultur
und Gesittung.
Unschwer läßt sich aus dieser allgemeinen Kennzeichnung der Kultur-
arbeit erkennen, daß dabei wesentlich drei Faktoren beteiligt sind: die
Wissenschaft, die Mission und der Staat, oder unter dessen Schutz
Kultivationsgefellschaften.
Die Wissenschaft hat ihre Aufgabe mit großem Eifer übernommen
und bereits zum großen Teil gelöst. Kühne Forscher sind in bis dahin
unbekannte Gebiete vorgedrungen und haben der Welt von der Natnr
jener Länder und ihren Bewohnern Kunde gebracht, in manchen Fällen
auch wichtige Verträge abgeschlossen. In der Regel wurden solche
Expeditionen von Kolonialgesellschaften oder vom Staate unterstützt. In
Togoland drang der Forscher Frantzois bis über den 11.° n. Br. vor
und L. Wolf gründete die wichtige Station Bismarckburg. In neuerer
Zeit hat H. Gruner viel für Togo geleistet. In Kamerun sind außer
Zöllers wichtiger Expedition nach dem Kamerungebirge die Forschungs-
reisen von Eugen Zintgraff, Kund, Tappenbeck, Weißenborn
und Morgen in das Hinterland von Kamerun für Erschließung des
direkten Handels nach jenen Gebieten von hervorragender Bedeutung
geworden. Noch erwähnt seien für die Entschleierung Kameruns die
Reisen vonPassarge, Üchtritz,Stetten, Kamptz, Bartsch, Preuß;
Graveureuth wurde ein Opfer seines Forschermutes (1891). Nach
Südwestafrika wurden von Lüderitz und später von der Gesellschaft für
Südwestafrika Expeditionen ausgerüstet, um die Natur und den Mineral-
reichtum des Landes zu erforschen, und von Kennern jener Gegenden,
die jahrelang dort als Missionare tätig gewesen sind und Land und Lente
kennen gelernt haben, wie z. B. Missionar Büttner, sind wahrheitsgetreue
Berichte darüber nach Deutschland gelangt. Wichtige Aorschungsreisende
in Deutsch-Südwestafrika waren Fr an tzo is, Bülow, Üchtritz, Pfeil,
Hindorf, Hartmann,Schenck,Schinz,Gürich, Dove,Schwarz.
Nach Deutsch-Ostafrika hat die ostafrikanische Gesellschaft eine Reihe von